04.07.2014
Feierliche Eröffnung am 25. Juni 2014
Lommatzscher Selbsthilfegruppe für Angehörige von Menschen mit Demenz
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Unser Werdegang
Vor geraumer Zeit kam über den Caritasverband in einem Seniorennachmittag Frau Grübler zu uns nach Leuben und machte aufmerksam, welche Möglichkeiten bestehen, um demenzkranken Menschen und deren Angehörigen mal eine Auszeit zu gönnen. Wir hatten einen regen Erfahrungsaustausch und mein Interesse wurde sofort geweckt, weil mein lieber Ehemann auch von dieser Krankheit betroffen war. Hilflos wie ein Kind steht man dem gegenüber und muss erst einmal begreifen was es für einen selbst, den Angehörigen, ja für die ganze Familie bedeutet. Mir persönlich fiel es sehr schwer, diesen Sachbestand anzunehmen und mit der Situation fertig zu werden. Es dauerte über 1 Jahr, bis ich den Schritt in die Öffentlichkeit fand. Es gibt aber keinen Grund zu resignieren, denn keiner kann sich seine Krankheit aussuchen, aber annehmen wie sie ist, fällt schwer.
Plötzlich änderte sich unser Leben mit einem Menschen, mit dem man Freud und Leid ein langes Leben geteilt hat. Es ist alles verändert. Der Freundeskreis wird kleiner, man zieht sich zurück, weil der erkrankte Partner die vielen Eindrücke gar nicht mehr verarbeiten kann und am liebsten seine Ruhe zu Hause sucht. Die Schwere der Krankheit kennenlernen und damit umzugehen lernen, dabei half mir sehr der Lehrgang vom Caritasverband Meißen, der in Lommatzsch durchgeführt wurde. Grundkenntnisse aneignen, um mit dem erkrankten Menschen umgehen zu können, ist Voraussetzung und das Zusammenleben wird dadurch etwas erleichtert.
Dafür ein herzliches Dankeschön dem Caritasverband Meißen und der katholischen Kirchgemeinde Lommatzsch.
Aus diesem Lehrgang heraus wuchs auch in mir der Wunsch Menschen gleichen Schicksals zu suchen, sich in einer Gruppe zusammenzufinden und einen Raum zu finden in dem ungezwungen geredet werden kann, wo man sich untereinander austauschen kann und auch fachliche Beratung sowie soziale Betreuung erfährt.
Wir danken dem Kirchenvorstand und Herrn Pfarrer Hartzsch von Lommatzsch für die große Unterstützung bei der Bereitstellung der Räumlichkeiten. Wir fühlen uns sehr wohl und wissen es auch zu schätzen. Reden, Sorgen und Nöte austauschen können, das tut gut. Aus dem Gremium der Alltagsbegleiter hat sich eine Gruppe zusammen gefunden, die nicht aufgibt und wir sind als Gemeinschaft zusammengewachsen. Heute wollen wir das besiegeln was wir uns vorgenommen haben, eine Selbsthilfegruppe für Angehörige von Menschen mit Demenz hier in der Lommatzscher Pflege ins Leben zu rufen, sie ist die zweite Selbsthilfegruppe dieser Art im Landkreis Meissen. Vielleicht erfährt dieser Ruf einen Widerhall und es kommen weitere Menschen mit ihren Angehörigen zu uns und suchen bei uns Rat, Geselligkeit und den Erfahrungsaustausch. Früher gab es die Großfamilie und die Generationen waren räumlich nicht so getrennt wie heutzutage. Es fiel zwar auf, wenn die älteren Menschen in der Stube saßen und kaum etwas sagten. Es wurde als normal oder ganz natürlich hingenommen, aber nicht als Krankheit erkannt.
Wir stecken noch in den Anfängen, sind aber bemüht unsere Aufgaben ernst zu nehmen - der Mensch wächst bekanntlich mit seinen Aufgaben - das ist auch unser Ziel.
Die heutige Zusammenkunft ist bereits die 6. in diesem Jahr und jeder von uns ist bisher gestärkt und zufrieden nach Hause gegangen. Wir beginnen immer mit einer gemeinsamen gemütlichen Runde. Danach gehen die pflegebedürftigen zum Basteln oder Spielen in das Nachbarzimmer und werden von Ehrenamtlichen Mitarbeitern des Caritasverbandes Meißen in der Gruppe betreut. Während dieser Zeit beraten wir die Vorbereitung für die nächste Zusammenkunft, tauschen aber auch persönliche Probleme aus, oder hören Fachvorträge. Die zwei Stunden sind viel zu schnell vorbei. Unser Arbeitsplan sieht in diesem Jahr vor, uns über „Demenz” in einem Vortrag - Wissen anzueignen - brauchen aber auch Hilfe für unsere Selbsthilfegruppentätigkeit und beabsichtigen einen Besuch im Pflegeheim für Demenzerkrankte.
Die geselligen Runden bestreiten wir als Angehörige und sehen es als selbstverständlich an. Es will aber alles organisiert und vorbereitet sein. Deshalb ist die Selbsthilfegruppe auch auf finanzielle Unterstützung bei ihrer Arbeit angewiesen, dazu reicht unser Beitrag allein nicht aus.
Unsere Arbeit ist ehrenamtlich, aber für die Organisation unserer Treffen, die Benutzung der Räumlichkeiten werden finanzielle Mittel gebraucht. Vielleicht können wir auch in organisatorischen Fragen auf Unterstützung durch die Stadtverwaltung Lommatzsch, den Krankenkassen und Sponsoren hoffen.
Wir möchten auch unsere Ärzte bitten, Angehörige von demenzkranken Menschen auf unsere Existenz hinzuweisen. Wir treffen uns jeden letzten Mittwoch im Monat in der Zeit von 9:30 bis 11:30 Uhr im Gemeinderaum der evangelischen Kirche, Döbelner Str. 6 in Lommatzsch.

Viele waren unserer Einladung gefolgt. Zu Gast waren Herr Pfarrer Hartzsch und Frau Kasper von der evangelischen Kirchgemeinde, Frau Kiefel von der katholischen Kirchgemeinde, Frau Walther, Frau Kellig und Frau Grübler vom Caritasverband Meißen, Herr Wuttke vom Sozialamt, Frau Engelmann von der Freiwilligenzentrale (KISS), Frau Lindner und Frau Otto von der AOK und in Vertretung der Bürgermeisterin Frau Dr. Maaß, kam Frau Hellmich, beauftragte für Jugend, Kultur & Sport. Fleißige Helfer und die Angehörigen der Selbsthilfegruppe zauberten uns eine feierliche Tafel mit vielen Leckereien.


An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank an alle die uns unterstützt haben und wir hoffen auch weiterhin auf Ihre Hilfe.
Bretschneider
im Namen der Selbsthilfegruppe [zurück zur Übersicht]