26.03.2015
Wer andern eine Grube gräbt ...
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Der Badverein Lommatzsch möchte das Kombibecken des Lommatzscher Freibades mittels Notreparatur in einen gefahrlos zu betreibenden Zustand versetzen. Nicht zu gewährleisten ist ein Wasserverlust durch ein absolut dichtes Becken. Nun befürchtet die Stadtverwaltung, dass durch das zwecks Desinfektion im Wasser gelöste Chlor die Umwelt verschmutzt wird. Offenbar ist keinem im Rathaus bewusst, dass die Stadt jährlich oft tonnenweise Chlorverbindungen in die Umwelt einbringt und dies gewiss nicht ohne Umweltschäden. Natriumchlorid (NaCl) ist der Hauptbestandteil des im Winter eingesetzten Streusalzes. Dieses Natriumsalz dissoziiert im Wasser zu Natrium- und Chlorionen. Dass Chlor ein starkes Wurzelgift darstellt, können gewiss manche Heckenbesitzer an mit Salz gestreuten Straßen bezeugen. Eben dieses Chlor, als molekulares Chlor in Gasflaschen geliefert, nutzt man in der Wasseraufbereitung in sehr viel geringeren Mengen zur Desinfektion des Wassers, da es sehr gut wasserlöslich ist. Im Übrigen wird auch unser Trinkwasser mittels Chlor desinfiziert, ebenso verkeimte Wasserleitungen. Das Schwimmbadwasser in Bädern mit Umwälzanlage muss Trinkwasserqualität aufweisen. Es wird wohl niemand auf den Gedanken kommen, seine Pflanzen nicht mehr mit Leitungswasser gießen zu dürfen, um Verunreinigungen mit Chlor auszuschließen. In öffentlichen Bädern sind sowohl beim Gehalt an Chlor, der Wasserhärte und der Keimfreiheit strenge gesetzliche Grenzen einzuhalten. Die meisten der alternativ zum Freibad betriebenen privaten Pools werden diese Sollwerte nicht erreichen. Im Bäderwesen eingesetztes Chlor ist im Übrigen nach Beendigung der Desinfektion nach wenigen Tagen kaum noch im Badewasser nachweisbar. Über welche Hypothese werden wir wohl nächstens lachen können? Vielleicht über eine Luftverschmutzung mit Kohlendioxid durch Atemluft zu vieler Badegäste? Oder über eine Belastung der Grünflächen durch das Schwitzen der Gäste beim Sonnenbad?
Absolut niederträchtig finde ich, dass man wiederholt versucht, Sportler gegeneinander auszuspielen. Das ist zuhöchst unsportlich und ich bin mir sicher, dass sich die Sportvereine von solch einer Praxis distanzieren. Das Prinzip „Divide Et Impera“ - teile und herrsche - lässt grüßen. Man bekennt sich im Stadtrat zum Freibad, die Stadtverwaltung jedoch setzt alle möglichen Hebel an, um dessen Wiedereröffnung zu verhindern. Da wurden in kürzester Zeit vorhandene Brunnen zugeschüttet, nachdem seitens der Badfreunde eine Nutzungsanfrage gestellt wurde. Jahrelang zuvor hatte sich niemand an den ungenutzten Brunnen gestoßen. So wurden Tatsachen geschaffen. Da beauftragte man ein Planungsbüro, das zu Ergebnissen kam, die nicht zutrafen (schwimmendes Becken, drückendes Grundwasser). Da werden städtische Zuschüsse für die Betreibung des Bades durch den Badverein immer weiter zusammengestrichen, in der Hoffnung, dass dieser das Handtuch wirft! Da wird eine Chlorverschmutzung erfunden, was kommt noch?
Mir ist schon bewusst, das Hauptproblem ist die miserable Finanzlage nicht nur unserer Stadt. Wenn man weiß, dass es unter den „alten“ Bundesländern eines gibt, in dem nicht eine einzige Kommune schuldenfrei ist (Hessen), kann doch wohl im ganzen Land etwas nicht stimmen! Es wird Zeit, dass sich die Bürger mit ihren gewählten Vertretern zusammenschließen und für Änderungen im Bereich der kommunalen Zuweisungen kämpfen, statt sich gegenseitig das Leben schwer zu machen. Ist es wirklich erst nötig, dass die Leute auf die Straße gehen? Unsere abendländischen Werte, unsere Kultur, unsere Bildung und auch unser Volkssport sind hauptsächlich von bestehenden Sparzwängen in den Städten und Gemeinden bedroht, von immer neuen staatlich verordneten kommunalen Aufgaben und nicht von der Unterbringung der Asylanten. Zur Zeit sind Bäder wieder förderfähig, vielleicht sollte der Stadtrat darüber nachdenken. Ihre Hannelore Faerber [zurück zur Übersicht]