19.12.2022
„Stern über Bethlehem …“
Gedanken zum Weihnachtsfest
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Liebe Leserinnen und Leser,
wenn ich an Weihnachten denke, freue ich mich auf die verschiedenen Gottesdienste und Christvespern in unseren Kirchen. Ich freue mich auf bekannte Lieder und Texte, auf die Krippenspiele und die geschmückten Kirchen. Ich freue mich über die Menschen, die sich hier an vielen Stellen einbringen und engagieren, Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Ich freue mich auch über diejenigen, die zumindest einmal im Jahr in unsere Kirchen kommen. Sie sind gern gesehen in der Kirche – nicht nur an diesem Tag. In diesem Jahr feiern wir Weihnachten wieder ohne Auflagen und äußere Begrenzungen. Kerzen und Lichter, Nähe und Wärme, Danken und Lachen, Singen und fröhlich Sein, alles das und vieles mehr gehört wieder zum Weihnachtsfest dazu. Besonders die Lichter und die Wärme sind für mich Stichpunkte. Beides - Licht und Wärme - haben inzwischen einen viel höheren Preis. In Folge des russischen Eroberungskrieges in der Ukraine sind Energieverknappung und Inflation auch in unserem Land sehr deutlich spürbar. Manches wird in seiner vollen Härte auch erst im neuen Jahr deutlich werden. So können manche Ängste und Befürchtungen die weihnachtliche Vorfreude überlagern. Die Sehnsucht nach einer Orientierung wird umso wichtiger. Mir sind die vielen Lichter in den Fenstern und an den Häusern – besonders in der Form des Herrnhuter Adventssternes – ein besonderer Orientierungspunkt. Sie weisen hin auf den Stern von Bethlehem. Dieser Stern von Bethlehem war vermutlich eine helle Planetenkonjunktion von Jupiter und Saturn im Geburtsjahr Jesu. Neben dem biblischen Zeugnis berichten babylonische Quellen davon. Ein Weihnachtslied unserer Tage nimmt dies auf. „Stern über Bethlehem, zeig uns den Weg, führ uns zur Krippe hin, zeig wo sie steht… Stern über Bethlehem, führ uns zum Kind!“ (Hans Zoller; 1964)
Hans Zoller geht es mit seinen Liedversen nicht um äußere Dinge. Ihm geht es darum, was das Weihnachtsfest wirklich ausmacht.
Es geht um das Kind in der Krippe. Es geht darum, dass dieses Kind die Hoffnung der Menschen - damals und auch heute - aufnimmt und stillt. Es ist die Hoffnung nach Annahme, so wie ich bin. Es ist die Sehnsucht nach Liebe und Unterstützung da, wo ich sie brauche. Und es ist das Bedürfnis nach Wärme und Licht in einer Zeit der Dunkelheit und Kälte. Alles das und viel mehr findet seine Erfüllung im Stall von Bethlehem zu Beginn unserer Zeitrechnung. Geschickt ist uns das Kind, damit wir nicht in den Wirren der Zeit scheitern, sondern die guten Anlagen in uns Menschen zum Tragen kommen. Schon damals kamen die einfachen Menschen – die Hirten – genauso wie die Wissenschaftler – die Weisen –, um zu schauen, was es mit dem Kind auf sich hat. Sie folgten dem Stern über Bethlehem bis zur Krippe hin. Sie spürten sehr genau, welche Kraft der Liebe, der Fürsorge und des Miteinanders von diesem Kind ausgeht. Sie behielten diese Begegnung aber nicht nur in ihren Herzen, sie trugen sie weiter zu den Menschen in ihrem jeweiligen Umfeld: So, dass diese Botschaft der Liebe, Fürsorge und des Miteinanders hinausging in die Welt. Zu den Armen und den Reichen, den Jungen und den Alten, den Frauen und den Männern, den Herrschern und den Beherrschten… Von den Wenigen der Heiligen Nacht zu Milliarden von Christen in unserer Zeit weltweit.
So kommt der scheinbar ferne Gott in unseren Alltag; er kommt zu denen, die verachtet und am wenigsten gemocht sind, aber auch zu den Reichen, Machthabern, Gewaltbereiten; Gott zeigt: ich kenne eure Situation, ich verstehe euch und eure Sorgen, ich will euch dabei begleiten, helfen, stützen; Gott wird sichtbar, ist ansprechbar, (be-)greifbar durch den Menschen Jesus von Nazareth.
Dabei wurde das Kind in der Krippe von Anfang an angefeindet und bedroht. Von Herodes dem Großen bis zu den Diktatoren unserer Zeiten. Von den sichtbaren Bedrohungen bis zu denen, die wir nicht wahr haben wollen. Immer wieder stillte das Kind in der Krippe, Jesus Christus, die Sehnsucht der Menschen. Dieses Kind hat - daran glauben wir Christen heute - die Welt verändert. Mit seiner friedvollen, zuwendenden Art zu leben, zeigt es, was vor Gott und seiner Ewigkeit wirklich zählt: in Liebe zueinander leben; einander helfen; dem anderen vergeben; ihn verstehen und annehmen, so wie er ist; und das ohne Hass und Selbstgerechtigkeit, ohne Gewalt und ohne Unfrieden.
So dichtet Hans Zoller zum Schluss seines Liedes: „… und was uns froh gemacht, teilen wir aus, Stern über Bethlehem, schein auch zu Haus!“
Das ist der Kern der Heiligen Nacht. So wird Gott Mensch für jeden von uns. So können wir innerlich gestärkt hinausgehen in die Weihnachtszeit und in das neue Jahr 2023.
Ich wünsche Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, dass Sie mit dem Herzen auf das Kind in der Krippe schauen können. Ich wünsche Ihnen, dass es Friede werde in Ihrem Herzen und in Ihrem Umfeld.

Ich wünsche Ihnen – auch im Namen der Mitarbeiter und der Kirchenvorstände der Kirchgemeinden Lommatzsch-Neckanitz sowie Dörschnitz-Striegnitz – ein fröhliches und friedliches Weihnachtsfest, Gesundheit sowie Gottes Schutz und Segen für das neue Jahr 2023. Ihr Pfarrer Dietmar Saft [zurück zur Übersicht]