11.09.2020
Chronik des Handballsports in Lommatzsch 1923 bis 2023
Unser 100-jähriges Jubiläum 1923 – 2023
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Die Lommatzscher Handballer werden im Jahr 2023 auf eine 100 Jahre alte Geschichte zurückblicken können. In Vorbereitung auf das Handballfest wollen wir in den nächsten beiden Jahren in den „Lommatzscher Nachrichten“ eine Artikelserie veröffentlichen, die sehr umfassend den geschichtlichen Verlauf unseres Handballsports aufzeigen wird. Wir sind in der glücklichen Lage, eine umfassende Vereinschronik von 1923 bis zur Zeit zu haben. Dank der schriftlicher Aufzeichnungen von der Sportkameraden Albert Elschner, Erich Löbel, Kurt Kühne, Arno Kissig, Hans Thoß, Johannes Bronder, Fritz Krauße wurde von 1923 an alles schriftlich in Wort und Bild festgehalten, was im Handballsport in Lommatzsch geschah.
Ab 1946 führte Gerhard Meyer diese Tradition fort und hat in Jahresbüchern geschrieben, wie sich der Handballsport nach dem 2. Weltkrieg in unserer Stadt wieder zur Sportart Nr,1 entwickelte. Horst Hölzen führt bis zum heutigen Tag diese Tradition fort.
Diese hier genannten Sportkameraden schufen die Grundlage für unsere Chronik, die 1350 Seiten umfasst und von Peter Kusch und Ulrich Kühne geschrieben wurde. Aus diesem Werk werden wir die wichtigsten und interessantesten Schriften veröffentlichen. Viele Bilder nebst Tabellen werden einen Einblick vermitteln, wie populär der Lommatzscher Handballsport im Bezirk Dresden und der gesamten DDR war.
Wir sind sehr froh, dass es unser Tradionszimmer auf der Döbelner Str 12 gibt. Leider mussten wir den Eröffnungstag, „Tag der offenen Tür“ am 17.4.20, durch die Corona-Pantemie ausfallen lassen. Dieser Eröffnungstag wird, sobald es möglich ist, nachgeholt. Wir werden nach der Eröffnungsveranstaltung allen Bürgern die Möglichkeit geben, durch eine Öffnung aller 14 Tage, diesen Traditionsraum zu besuchen. Sie werden staunen, was die Handballer in 100 Jahren angesammelt und vor allem erhalten haben. Die ersten „neugierigen“ Besucher sagten: „Die Gestaltung ist so, wie bei den größten Sportclubs.“ Im Schlussteil können Sie lesen, welche Themen wir aus unserer Chronik, in folgender Reihenfolge, für unsere Leser veröffentlichen werden.
Der Start ist die Einleitung unserer Chronik, danach kommen die Gleiderungspunkte, die gleichzeitig die Berichtertstattungspunkte sind.
0. Einleitung
Wenn sie unsere Handballchronik lesen, müssen wir eine kleine Vorgeschichte erzählen. Wir mussten unser Vereinszimmer, ausgestaltet mit Wimpeln, Urkunden, Medaillen also mit dem gesamten Fundus verlassen. Diese unschätzbaren wertvollen Materialien wurden in einer Bodenkammer im Schützenhaus eingelagert. Nach unserer Auffassung ein untragbarer Zustand. Wir benötigten dringend einen Raum, um diese Materialien wieder in Ehre und Würde aufzubewahren und ein Traditions- und Vereinszimmer zu haben.
Nachdem wir keine Unterstützung durch unsere Bürgermeisterin Frau Dr. Maaß bei der Suche nach einem neuen Raum erhielten, machten wir vier, Peter Kusch, Horst Hölzen, Jochen Heuert und Ulrich Kühne uns auf die Suche nach einem Privatraum und hatten auch Erfolg.
Nun sagten wir uns, es wäre doch allerhöchste Zeit eine Chronik für die Handballgeschichte der Stadt Lommatzsch aufzuschreiben. Ältere Bürger können sich bestimmt noch erinnern, Lommatzsch war und ist durch den Handballsport, das fruchtbare Ackerland und die Kirche mit drei Türmen von Bad Doberan bis Sonneberg bekannt.
Wenn das Gespräch in anderen Gegenden auf den Handballsport hinausging, wurde immer wieder gefragt: „Wie macht ihr das nur, spielt in der Spitze der DDR-Liga und Oberliga und seid doch nur ein kleiner Ort. „Ja, wir spielten 1959 und 1962 in der höchsten Spielklasse der DDR. Die Oberliga- Mannschaften wie ASK Vorwärts Berlin, Dynamo Berlin, SC Aufbau Magdeburg, DHfK Leipzig waren unter anderem unsere sportlichen Gegner. Die Spieler aus den Reihen dieser Sportclubs bildeten die Nationalmannschaft der DDR, die auf dem Großfeld Weltmeister war.
Der ursprüngliche Gedanke, eine detaillierte umfangreiche Chronik des Lommatzscher Handballsports für die Jahre 1923-2023 zu erarbeiten, konnte nicht befriedigend erfüllt werden. Das zeigen folgende Fakten:
– es gibt zu wenig Aufzeichnungen und Bilder
– die Idee der Aufzeichnung kommt sehr spät, da wichtige Informanten schon verstorben sind (Karl Fröhlich, Gerhard Meyer)
Die im Folgenden veröffentlichten Daten und Ergebnisse wurden von den Verfassern aus privaten Unterlagen der älteren Spielergeneration (Albert Elschner, Johanns Bronder, Fritz Krauße, Kurt Kühne, Erich Löbel, Arno Kissig sowie der beiden Sektionsleiter, die nach 1946 im Amt waren (Gerhard Meyer und Horst Hölzen) gesammelt. Zusammenfassend muss festgestellt werden, dass diese vorliegende Arbeit nicht alle Erwartungen erfüllt, es fehlen viele statistische Angaben. Der Anspruch auf Vollständigkeit kann durch die vier Autoren keinesfalls gegeben werden.
Die Verfasser dieser kleinen geschichtlichen Reise durch die Sportgeschichte unseres Vereins möchten es nicht versäumen, sich bei allen, die sich bei der Gestaltung und Entwicklung der Sportgeschichte der Sektion / Abteilung Handball verdient gemacht haben und noch machen, zu bedanken und hoffen, dass das Handballspielen in Lommatzsch noch viele Jahre erfolgreich weiter geht. „Man muss nicht immer siegen, es reicht doch, teilzunehmen und – zu gewinnen.
Peter Kusch, Horst Hölzen, Jochen Heuert, Ulrich Kühne
Gliederung
0. Einleitung
1. Allgemeines
2. Die Geschichte des Handballsports
3. Historie, Tabellen, Ergebnisse, Berichte, Statistik und Bilder
4. Frauenhandball
5. Kinder- und Jugendabteilung
6. Trainingszentrum und Delegierungen zur KJS
7. Nationale und internationale Freundschaftsspiele und Turniere
8. Besondere Anlässe
9. Schlussbemerkungen
10. Quellennachweis
11. Anlagen und Hinweis auf Hefte und Ordner
12. In eigener Sache
Eine der ersten Handballmannschaften 1922/23 die mit verantwortlich ist, dass der Handballsport in unserer Stadt eine Erfolgsgeschichte wird. Keiner konnte voraussehen, dass 1923 der Grundstein für eine 100-jährige Handballgeschichte gelegt wurde.
Wir werden an dieser Stelle in den nächsten 3 Jahren alle interessanten Entwicklungen der Sportart, die festgehalten sind in unserer Chronik, für Sie berichten.
Der Abschluss für heute ist das erste Handballspiel einer Lommatzscher Mannschaft.Es war ein Auswärtsspiel, anlässlich der Sportplatzweihe in Merschwitz, bei Riesa.
Handballwerbespiel 24. Juni 1923 Das erste Handballspiel einer Lommatzscher Mannschaft fand in Merschwitz zur Sport-und Spielplatzweihe statt.
TV Riesa TV e. V. 1848 Lommatzsch 7: 6 Riesa: Zobel Rienecker,Grünberg, Rogoß, Bley, Pesolath, Blume, Reichelt, Vorpohl, Mehnert, Franke
Lommatzsch: Fritz Krause Große, Kunze, Schlieder, Grumbach, K.Saß, Ostermay, A. Eischner K. Richter, Dietz, Bronder Große, Kunze, Schlieder, Grumbach, K.Saß, Ostermay, A. Elschner
Protokollauszug Vorsitzender: Bronder, Johannes Schriftführer: Kuhn, H.
Links: Karl Krause rettete 1945 die Vereinsfahne und bewahrte diese, bis zur politischen Wende 1989/90, auf. Rechts: Jochen Heuert übernimmt das wertvolle Stück, Anfang der 90-iger Jahre, als er Vorsitzender des SSV war.
1. Allgemeines 1.1. Geschichte unserer Abteilung, Sektion, ab 1990 wieder Abteilung Unsere Verein wurde am 15.4.1848 als bürgerlicher TV 1848 Lommatzsch gegründet. Am 30.7.1911 erfolgt die erste Spielabteilung mit der Sportart Faustball. Im Jahr 1922 war das 12. Geschäftsjahr der Spielabteilung. Es wurde festgelegt, Handball soll aufgenommen werden. Im Jahr 1923 , 13. Geschäftsjahr der Spielabteilung , wurde am 11. Juni zur 1. Spielausschußsitzung in der Gaststätte „Zur Deutschen Eiche“ festgelegt, eine 1. Handballmannschaft aufzustellen.
Pönisch, Kunze, Saß, Krause, Schlieder, Grumbach, Große, Richter, Fischer, Ostermay, Bronder, Ersatz: Herklotz, Leidert, Spielwart: F. Krause, Schriftführer: A. Elschner.
Durch gute Spielleistungen wurde in die Meisterklasse aufgestiegen. Anlässlich der Sportplatzweihe in Merschwitz bei Riesa trat erstmals am 24. Juni 1923 eine Lommatzscher Handballmannschaft auf. TV 1848 Lommatzsch spielte gegen den TV Riesa mit dem Spielergebnis: Riesa - Lommatzsch 7:6. Wenige Wochen später, am 17.8.23, fand in Lommatzsch auf den Paltzschener Wiesen das erste Heimspiel statt. Die Sportler bauten 1924/25den neuen Hartplatz hinter dem Schützenhaus an der Oschatzer Straße. Durch gute spielerische Leistungen wurde in die Meisterklasse aufgestiegen. 1924 spielten wir in der Spielgruppe „Turngau Nordsachsen“. Im 16. Geschäftsjahr der Spielabteilung 1926 , wird Albert Elschner einstimmig zum Spielwart gewählt. Fritz Krause Jugendwart, Erich Löbel Schriftführer und Walter Barthel Kassierer.
Im 16. Geschäftsjahr der Spielabteilung 1927 wurde am 4. April in einer außerordentlichen Spielerversammlung, die im „Anker“, stattfand, beschlossen, dass nur Jugendspiele im Handball ausgetragen werden. Anwesend war der Ehrenvorsitzende Johannes Bronder. Im 17. Geschäftsjahr der Spielabteilung legten der Jugendwart Fritz Krause, der Spielwart Albert Elschner und der Mannschaftsführer Kurt Wagner die Handballkleidung „dunkelgrüne Jacke und weiße Hose“, fest. Kurt Kühne (17 Jahre) und Karl Schöffel (18 Jahre) wurden 1930 in die 1. Handballmannschaft aufgenommen. Im 21. Geschäftsjahr der Spielabteilung 1930, wurde Lommatzsch Meister der 1. Klasse. Das war das Ergebnis der hervorragenden Jugendarbeit unter Fritz Krause seit 1929. 1932 fand am 21.2. in der Riesaer „Hindenburgkampfbahn“ das entscheidende Spiel für den Aufstieg in die Meisterklasse: Lommatzsch-Roßwein 5:3 (3:2) statt.
Im Jahr 1933, es war das 23. Geschäftsjahr der Spielabteilung, wird Lommatzsch aufgrund der guten sportlichen Erfolge in die Bezirksklasse Staffel 1, der Deutschen Handballspielabteilung, Bezirk 4, Kreishauptmannschaft Dresden, eingeordnet. TV Lommatzsch (DT), SV Guts Muts Dresden (DSB), SV 04 Freital (DSB), Spielvereinigung Dresden (DSB), VtL Reichsbahn Dresden (DSB), Dresdner Sportclub (DSB), TV Freiberg (DT), TV Nossen (DT), Christlicher Verein junger Männer (DSB), Turnerschaft 1877 Dresden (DT).
Die Mannschaftsaufstellung für das erste Spiel 1933: Niese, Klemig, Hummitzasch, Wagner, Rothemund, Kissig; A., Brunnenbauer; A., Kissig; W., Brunnenbauer; R., Naumann; H., 1934 war das 24. Geschäftsjahr der Spielabteilung, Der Spielbetrieb endete im März und Lommatzsch stieg als Tabellenletzter ab. Im 2. Halbjahr spielte Lommatzsch wieder in der 1. Kreisklasse mit: TV Meißen 08, TV FrischaufMeißen, TV 1848 Meißen, TV Radebeul . Am 19.9.1934 wurde im „Café Kuhn „für die kommenden Pflichtspiele folgende Aufstellung beschlossen: Niese, Hummitzsch, Ziegenhals, Wüstner, Rothemund, Wagner, Hemmann, Kissig; A., Winkler, Kissig; W., Naumann. Wir wurden zweiter hinter 08 Meißen. Letztes vorliegendes Protokoll der Spielabteilung ist vom 8.2.36, 26 Geschäftsjahr. Albert Elschner ist seit1934 Vereinsvorsitzender,Erich Löbel Spielwart, Kurt Wagner Kassenwart und Arno Kissig Ballwart. Die Legende sagt, dass wir nach 1936 eine Sturmreihe hatten, die sehr wurfstark war und vom Namen her: „Der K-Sturm“ genannt wurde. Kissig, A.-Klefinghaus-Kühne-Kissig, W. -Klemig. Besonders vorheben wollen wir, dass Kurt Kühne für die Olympia-Auswahl, Olympische Spiele 1936 in Berlin, in den Auswahlkader Deutschlands berufen wurde und im Vorbereitungslager mit trainiert hat.
Gekennzeichnet durch das Hitlerregime ging unser Handballsport 1937/38 dem Ende entgegen und ging wie alles Andere durch den schrecklichen 2. Weltkrieg kaputt.
(Fortsetzung folgt …) [zurück zur Übersicht]