04.06.2015
Den Lommatzscher Störchen geht es gut
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Auf dem Lommatzscher Storchenhorst geht alles seinen geregelten Gang. Seit etwa dem 20. April hat das Brutgeschäft begonnen. Wenn das Wetter günstig bleibt, haben die Vögel in dieser Zeit noch ein relativ geruhsames Leben. Gebrütet wird abwechselnd. Es kann jedoch auch geschehen, dass der zweite Storch zum „Schichtwechsel“ erscheint, die Eier von den Vögeln gemeinsam begutachtet und geordnet werden, dann jedoch der Storch, welcher gerade einige Stunden gebrütet hat, sich erneut auf dem Gelege niederlässt und noch eine „Schicht“ dranhängt. Muße ist an der Tagesordnung. Die einzige Abwechselung bringt ein gelegentlicher Gast, der sich ohne Einladung mal auf dem Horst umschauen möchte und mit Geklappere und flügelschlagend des Platzes verwiesen werden muss. Dabei bleibt natürlich dieser fremde Storch noch unter Beobachtung, auch wenn er sich schon entfernt hat. Es genügt, dass dieser Fremdling, obwohl weit entfernt, nach einer eleganten Kurve die Flugrichtung zum Horst hin ändert, um sofort wieder eine lautstarke Reaktion von „unseren“ Störchen auszulösen. Bis wir erfahren, ob und wieviel Nachwuchs auf dem Lommatzscher Horst die Kinderstube füllen wird, verstreichen noch einige Wochen. Geschlüpft sind die Küken um den 17. Mai herum. Nun geht es, so es die Umstände, hauptsächlich das Wetter, zulassen, rasant mit dem Wachstum voran und schon nach ca. 7 Wochen sind die Storchenkinder auf den ersten Blick kaum noch von den Eltern zu unterscheiden. Lediglich die etwas geringere Größe und die schwarzen und etwas kürzeren Schnäbel sind Unterscheidungsmerkmale. Weißstörche können bis zu 35 Jahre alt werden.
Zum Schluss noch etwas Statistik.Im Jahr 2011 absolvierten zwei Jungstörche am 2. August ihren ersten Flug um den heimetlichen Horst und verabschiedeten sich am 29. August in den Winterurlaub. Diesen Abflug, hatte ich das Glück, mit der Kamera aufnehmen zu können. Im Jahr 2012 kehrten die Störche am 15. beziehungsweise 16. April nach Lommatzsch zurück. Die in diesem Jahr aufgezogenen vier Jungstörche starteten am 1. August zum ersten Flug ihres Lebens um den heimatlichen Horst. Und auch hier war die Kamera dabei, wie auf meinem You Tube-Kanal zu sehen ist. Da kurz vor dem Abflug in den Süden die Störchin ein Opfer des Straßenverkehrs wurde und die Jungstörche sich unbeobachtet auf den Flug gemacht hatten, verließ Vater Storch am 25. August als Letzter den Lommatzscher Horst, nach vergeblichem Warten auf die Partnerin, um den Kindern in den Süden zu folgen.
2013 trafen die Störche am 9. und 11. April in Lommatzsch ein. Unser „alter“ Storch mit einer neuen Partnerin. Dieses Jahr sollte für das Storchenpaar nicht glücklich verlaufen, denn der ganze Nachwuchs fiel Ende Mai dem schlechten Wetter zum Opfer. 2014 konnten wir unsere Störche bereits am 26. und 27. März begrüßen und die in diesem Jahr aufgezogenen zwei Jungstörche absolvierten ihren „Jungfernflug“ bereits am 14. Juli. In der Zeit zwischen dem 8. und 17. August machte sich die Familie auf die Reise in den Süden. Nun, in diesem Jahr 2015, trafen die Störche auf dem Lommatzscher Horst am 10. und 13. April ein, wobei sich zeigte, dass ein neuer Storchenmann seinen Wohnsitz auf dem Lommatzscher Horst genommen hat, wie bereits in einer der letzten Ausgaben berichtet wurde. Es ist also zu schlußßfolgern, dass ab diesem Jahr ein komplett neues Storchenpaar auf dem Horst lebt, nachdem 2012 die „alte“ Störchin verunglückt war und nun in diesem Jahr unser „alter“ Storchenmann nicht mehr erschienen ist. Obwohl die Vögel jetzt brüten, wird weiter kopuliert, denn, sollte bei der Brut oder der Aufzucht ein Unglück geschehen, stehen für einen zweiten Versuch befruchtete Eier zur Verfügung. Auch zeitmäßig sollte das kein Problem sein, denn das Brüten ist bis August möglich. Dann aber ist es vorbei. Spätstens Anfang August sollte das Brüten beendet sein. Denn nun müssen die Jungvögel noch aufgezogen und flügge werden, so dass die Abreise in den Süden erst Ende Oktober-Anfang November sein würde. Wenn man bedenkt, dass bis zu 7 Eier in einem Gelege sein können, klingt das nach viel Arbeit für die Storcheneltern. Gegen Ende Juni werden wir mehr wissen.
Im vergangenen Jahr wurden in Sachsen 342 Brutpaare des Weißstorchs gezählt. 260 dieser Storchenpaare zogen ihren Nachwuchs erfolgreich groß und so konnten im Jahr 2014 628 sächsische Jungstörche ihren ersten Flug in den Süden antreten. Wie langjährige Beobachtungen und Zählungen ergaben, reicht dieses Verhältnis zwischen der Anzahl der Brutpaare und dem Aufzuchtergebnis nicht aus, um die sächsische Weißstorch-Population auf dem gegenwärtigen Stand zu halten. Dafür sind rein rechnerisch pro Brutpaar jährlich zwei aufgezogene Jungstörche erforderlich.
Sebastian Weisz [zurück zur Übersicht]