07.05.2015
Lommatzsch - Quo vadis?
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Ein Gutachten über einen vorliegenden Bauschaden lässt man in der Regel durchführen, um entscheiden zu können, wie oder ob dieses Objekt überhaupt zu reparieren sei. Eben ein solches Gutachten über die Schäden am Kombibecken des Lommatzscher Freibades ließ die Stadtverwaltung im Jahr 2011 von einem Badplanungsbüro anfertigen. Dieses kam damals zu dem Schluss, dass das Becken des Bades nicht zu reparieren sei, da es im Lößlehm schwimme und außerdem drückendes Grundwasser die GFK-Dichtschicht vom Betonmantel ablöse. Mittels physikalischer Naturgesetze ließen sich beide Behauptungen eindeutig widerlegen. Somit stünde einer Reparatur des Beckens eigentlich nichts mehr im Wege. Nicht so in Lommatzsch! Die im Jahr 2011 eingeplanten Sanierungsgelder wurden für andere Aufgaben ausgegeben und jetzt, im Jahr 2015, verfüge die Stadt nicht mehr über ausreichende Mittel für Sanierung und Betrieb des Bades. Also sollte man sich eigentlich bemühen, einen anderen Betreiber dafür zu finden. Nicht so in Lommatzsch! Der dortige Badverein möchte das Freibad von der Stadt mieten, um es vorerst mittels Notreparatur in einen gefahrlos zu nutzenden Zustand zu versetzen. Nachdem nun die baulichen Bedenken ausgeräumt worden sind, versuchte die Stadtverwaltung dem Badverein eine mögliche Umweltverschmutzung mittels Chlor zu unterstellen, offensichtlich nicht wissend, dass sie selbst viel größere Umweltschäden mit eben diesem Stoff (Streusalz) anrichtet. Nachdem auch dies nicht funktionierte, hat man rechtliche Bedenken, das Bad zu vermieten. Es gibt zahlreiche Freibäder, die von Vereinen betrieben werden. Wie wäre es, wenn sich die Stadtverwaltung informieren würde, wie Haftungsfragen dort geklärt werden. Jedoch ist man im Unterschied zu Lommatzsch in jenen Kommunen glücklich, einen Badbetreiber zu besitzen und man unterstützt ihn. Leider nicht so in Lommatzsch! Die Stadtverwaltung möchte dem Badverein das Bad nicht anvertrauen. Das wäre verständlich, hätte die Stadt einen anderen Bewerber zur Hand oder wenn sie das Bad wieder selbst betreiben wolle. Die Lommatzscher Stadtverwaltung muss sich indes nicht wundern, dass sich mitdenkenden Bürgern zahlreiche Fragen aufdrängen. Könnte es sein, dass man von Anfang an nie vorhatte, das Bad jemals wieder zu eröffnen? Was wäre passiert, wenn das Gutachten des Badplaners zu dem Ergebnis gekommen wäre, dass das Becken reparabel gewesen wäre? Oder war solch ein Ergebnis von vornherein gar nicht eingeplant? Dass diese Zweifel nicht aus der Luft gegriffen sind, beweisen folgende Tatsachen: In einer öffentlichen Bürgerversammlung stellte der Badplaner der Stadt, Herr Hinz, seine Schadensanalyse vor. Gleiches erfolgte zuvor in einer nicht öffentlichen Stadtratssitzung. Hierbei präsentierte er unter anderem Fotos von mit Folie sanierten Becken, die nach kurzer Betriebszeit Totalschäden aufwiesen. Sie sollten vermutlich als Kontraindikation für eine solche Reparatur in Lommatzsch dienen. Was er uns nicht sagte, war die Tatsache, dass die Becken mit für den öffentlichen Bäderbau nicht zugelassenen Folien (Baumarktfolien für kleine Privatpools weisen eine viel geringere Materialstärke auf) ausgestattet wurden. In der Einwohnerversammlung wurde seitens eines anderen Sachverständigen darauf hingewiesen. Warum wendet ein Planer solche unfairen Methoden an? Hat er nicht genau gewusst, dass Folie die einzige finanzierbare Reparaturweise für unser großes Becken sein kann? Hätten seitens der Stadträte hier nicht die Alarmglocken läuten müssen? Nicht so in Lommatzsch! Im Jahr 2011 bildete sich eine Arbeitsgruppe „Freibad“, in der interessierte Bürger, Stadträte, Hauptamtsleiter und Bürgermeister vertreten waren. In dieser wurden seitens der Bürger bereits Beweise gegen einen Teil (drückendes Wasser) des Gutachtens vorgelegt sowie auf die wahren Schadensursachen hingewiesen. Ob diese Unterlagen jemals den ganzen Stadtrat erreichten oder im Reißwolf verschwanden, ist unbekannt. Seitens der Stadtverwaltung interessierte man sich ohnehin nur für eine Nutzung des Badgeländes, um einer Rückzahlung der Fördermittel auf die sanitären Anlagen zu verhindern. Hätte jetzt die Verwaltung das Gutachten prüfen lassen, wäre eine Reparatur des Bades bereits 2012 möglich gewesen. Vollkommen unverständlich ist, dass man auch jetzt noch permanent an dem von der Stadtverwaltung beauftragten Planungsbüro festhielt. Hätte man nicht erneut das Ingenieurbüro „Möller u. Meyer“ in Gotha kontaktieren können, da man dort ohnehin die Lommatzscher Probleme kannte? (Es gab Kontakte zwischen Stadtverwaltung und diesem Planer.) Oder ahnte oder wusste man, dass von diesem Planungsbüro das vorliegende Gutachten nicht bestätigt werden würde? Da offensichtlich kein Interesse an der Wahrheit bestand, stellt sich die Frage, warum überhaupt ein Gutachten benötigt wurde? Hat man unter Umgehung des Stadtrates beschlossen, das Bad nicht wieder zu öffnen? Hat man ganz bewusst unsere ohnehin schon knappen Steuergelder für ein nutzloses Gutachten verschwendet? Sollte das Gutachten nur dazu dienen, den Stadträten und der Bevölkerung zu vermitteln, dass eine Reparatur des Bades nicht möglich, ein Neubau nicht bezahlbar wäre? Hatte man sie bewusst hintergangen und falsche Tatsachen vorgetäuscht? Auch die ganz plötzlich nach Anfrage eines Bürgers erfolgte Verfüllung der beiden Trinkwasserbrunnen geschah wohl nicht ganz zufällig, wenn man bedenkt, dass ein leitendes Mitglied der Stadtverwaltung im Trinkwasserverband Mitglied ist. Oder gibt es gar einen ganz anderen Grund, warum man das Bad nicht an den Verein vermieten will? Könnte weiblicher Ehrgeiz ein Grund sein, einem politischen Gegner keinen Erfolg zu gönnen? Dass zahlreiche Bürger der Stadt und der Umgebung dabei als Kanonenfutter dienen würden, zählt das nicht? Ein Zeichen von Verantwortung und persönlicher Größe wäre dies wahrlich nicht. Die Zukunft wird zeigen, wie ernst es der Stadtverwaltung mit dem Gutachten war und ob sie physikalischen Naturgesetzen eher glaubt als einem fragwürdigen Planer. Und unsere Stadträte müssen zeigen, ob sie unabhängig und ihrem Gewissen folgend entscheiden können oder mögliche „Spielchen“ der Verwaltung mitspielen. Wir als Bürger dürfen gespannt sein, wie die Entscheidung über den geplanten Mietvertrag mit dem Badverein ausgeht. Ihre Hannelore Faerber [zurück zur Übersicht]