18.05.2017
Freibad – Kein Ende der Diskussion in Sicht?
Kommentar der Lommatzscher Stadträte
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Bezug nehmend auf den Beitrag des Lommatzscher Badvereins in den Lommatzscher Nachrichten vom 05.05.17 sind wir Stadträte der Stadt Lommatzsch uns einig, dass wir dies nicht unkommentiert stehen lassen können. Die Auflösung des Badvereines wird hier zum Anlass genommen noch einmal kräftig nachzutreten, die Bürgermeisterin zu diffamieren und Un- bzw. Halbwahrheiten zu verbreiten. Diese möchten wir hiermit klar stellen.
Nichtsdestotrotz möchten wir zuerst den 60 Lommatzscher Bürgern, die sich zum Badverein zusammengeschlossen hatten, um sich für den Erhalt des Freibades zu engagieren, unsere Anerkennung aussprechen!
Es kann aber auch nicht unerwähnt bleiben, dass die Form, in der dies passierte und wie der Bürgermeisterin, der Stadtverwaltung und dem Stadtrat entgegen getreten wurde, dabei weniger schön war.
Die Entscheidung das Freibad zu schließen und nun auch nicht wiederzueröffnen war eine mehrheitliche Entscheidung des Stadtrates aus finanziellen Beweggründen und keinesfalls ein Alleingang der Bürgermeisterin!
Zuvor stuften wir das hierzu vorgestellte Konzept des Badvereins als nicht tragfähig ein.
Dazu nur einige kleine Beispiele:
Die zu erwartenden Einnahmen wurden mit 33.000 € pro Jahr doch sehr „schön gerechnet“ (Einnahmen voher: 2010 – 18.500 €, 2009 – 16.900 €, 2008 – 15.100€). Das mit Übernahme des Bades durch den Verein auch eine Vielzahl von Besuchern aus angrenzenden Gemeinden zu uns finden würden, hielten wir für unrealistisch.
Zudem blieben Durchführung und Erfolg der vorgeschlagenen Sanierungsmaßnahmen und die Übernahme der zu erwartenden Kosten unklar. Für die Sanierung des Beckens hatte der Badverein zwar Spenden gesammelt, in welcher Höhe, wurde uns leider vorenthalten (Zitat aus einer Stadtratssitzung – unglaublich aber wahr: „Wir haben das Geld, aber wir sagen es euch nicht!“). Somit konnte der Stadtrat auch darüber nie Klarheit erlangen.
Auch die Tatsache, dass der Badverein ausschließlich die Objektleitung übernehmen wollte und einfache Aufgaben, wie die Kassierung, Grünflächenpflege etc. durch bezahlte Kräfte realisieren wollte und dies nicht etwa ehrenamtlich durch den Verein erbracht werden sollte, spricht nicht für ein kostensparendes Konzept.
Alles führte darauf hinaus, dass ein zu erwartendes Defizit am Ende der Badesaison von der Stadt Lommatzsch übernommen werden müsste, dem konnten wir als Stadtrat nicht zustimmen. Zudem konnten Fragen über Haftung und daraus folgende Versicherungen im Falle von Unfällen nicht hinreichend geklärt werden.
Der Verein wollte sich hier immer das Hintertürchen offen lassen, dass Bad an die Stadt zurückzugeben zu dürfen, falls das Konzept doch nicht aufgeht.
In diesem Fall hätten wir das Freibad nach nur kurzer Betreibungszeit durch den Badverein wieder schließen müssen, da sich die Stadt die laufenden Betreibungskosten ja bekanntlich nicht leisten kann. Ggf. neu in Anspruch genommene Fördermittel hätten wieder zurück gezahlt werden müssen. Dies wäre doch wohl einem Schildbürgerstreich gleichgekommen. Das eine Förderung durch das LEADER-Pogramm möglich gewesen und nur an der Vorsitzenden, nämlich der Bürgermeisterin gescheitert wäre (hätte man sie denn beantragt), ist als unrealistisch zu betrachten. Die dort verfügbaren Mittel sind nicht nur für Lommatzsch, sondern auch für andere Gemeinden im Fördergebiet bestimmt. Es ist nicht davon auszugehen ist, dass diese zugestimmt hätten, auf Kosten eines Freibades für Lommatzsch, leer auszugehen.
Falsch ist auch die Aussage, dass man mit dem „Hoffnungsträger“ Herrn Nobel vom Bäder- und Eventmanagment Halle nicht auf einen gemeinsamen Nenner kam. Herr Nobel schaute sich das Bad zwar einmal an und bekundete der Stadtverwaltung gegenüber sein Interesse an einer Freizeitanlage (nie ausdrücklich Freibad), gab aber weder ein Kaufangebot ab, noch legte er ein Betreiberkonzept vor. Auf eine Einladung zur Stadtratssitzung erhielten wir eine Absage mit dürftiger Entschuldigung. Seine Äußerungen den Kauf betreffend, konnte man nur in der Bild-Zeitung und der SZ nachlesen, konkrete Gespräche fanden nach der Besichtigung nie statt.
Da es im Ergebnis zu keiner Lösung für eine Wiederbetreibung des Freibades durch den Badverein oder andere Interessenten kam, beschloss der Stadtrat mehrheitlich die Erarbeitung eines Konzeptes zur Umnutzung des Geländes.
Der erste Workshop dazu fand am 01.04.17 unter sehr geringer Bürgerbeteiligung statt.
Das wäre doch die Möglichkeit zur gelebten Demokratie gewesen, sich zusammenzusetzen und gemeinsam etwas zu erarbeiten, anstatt in der Presse oder sozialen Netzwerken seinen Unmut kund zu tun, ohne konkrete Vorschläge vorbringen zu können.
Der Workshop verlief sehr positiv und konstruktiv. Da dort erst einmal Ideen gesammelt wurden, konnte natürlich noch nicht über Kosten gesprochen werden, da diese logischerweise erst nach der Ideenfindung ermittelt werden können. Die einseitige Darstellung, dass nun „der Wunsch einer einzelnen Bürgerin […] aufgegriffen und umgesetzt wird“ entbehrt jeglicher Grundlage, die Entscheidung über eine Umnutzung hat der Stadtrat getroffen. Fr. Grellmann und die Jugendlichen vom Offenen Haus waren lediglich die einzigen Bürger, die sich im Vorfeld mit Ideen beteiligt hatten und auch bereit waren daran weiter mitzuarbeiten. Vielen Dank noch einmal dafür!
Das der Badverein nun davon ausgeht, dass die vorgeschlagenen Möglichkeiten „später niemand nutzt“ ist doch sehr verwunderlich, war doch im eigenen Konzept folgende Passage zu lesen: „Das Außengelände muss mit weiteren Attraktionen belebt werden, so dass Besucher auch an kühleren Tagen ins Bad kommen und sich beschäftigen können. […] Das Bad ist Treffpunkt der Schüler und muss u.a. Möglichkeiten der sportlichen Betätigung bieten (Volleyballplatz, Tischtennis, Basketball, Kletterwand, Hüpfkegel u.a.).“
Dies zeigt doch allzu deutlich, dass es hier nicht darum geht konstruktive Lösungen zu finden, sondern nur um weiter Unfrieden zu stiften!
Unsere Hoffnung ist es, dass wir es gemeinsam schaffen den Blick nicht stetig nach hinten zu richten (wir hatten in Lommatzsch auch einmal ein Kino, einen Bahnhof, zahlreiche Gaststätten, Geschäfte etc.), sondern nach vorne zu schauen und gemeinsam Ideen zu finden, die unserer jetzigen Lage (Einwohnerrückgang, demagogischer Wandel, Strukturschwäche im ländlichen Raum und die damit verbundene finanzielle Situation) gerecht werden.
Dass trotz aller Widrigkeiten viel zu erreichen ist, zeigen uns die Lommatzscher Sportvereine, die FFw, die Spielleute und die vielen anderen Bürger, die sich ehrenamtlich in verschiedensten Bereichen in unserer Stadt engagieren!
Vielleicht können wir nach 7 Jahren endlich über den Verlust des Freibades hinweg kommen und uns gemeinsam daran machen das Gelände zu einen Treffpunkt für Jung und Alt zu gestalten, der vielseitig genutzt werden kann!
Dana Richter
im Namen der Fraktionen der CDU, Linken und FDP des Lommatzscher Stadtrates [zurück zur Übersicht]