20.10.2016
1956 – 2016 Traktor Lommatzsch
60. Jahrestag der Erringung des DDR-Meistertitels/FDJ-Pokalsieg
der männl. Jugend B auf dem Großfeld …
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sowie der Aufstieg der 1. Männer in die DDR-Liga. Ein Meilenstein in der Erfolgsgeschichte des Lommatzscher Handballs!



In diesem Jahr jährt sich zum sechszigsten Male ein bisheriger Höhepunkt in der Handballgeschichte der Stadt Lommatzsch bzw. der Handballabteilung der BSG Traktor Lommatzsch (Name bis 1990). Grund genug, sich daran zu erinnern. Das Jahr 1956 wurde zum Meilenstein in Sachen Handballsport für die Lommatzscher Handballabteilung sowie für unsere Stadt. Das Großfeldhandballspiel hatte Hochkonjunktur, nicht nur im Erwachsenenbereich, sondern auch in den Nachwuchsabteilungen der Handballvereine. Lommatzsch machte dabei keine Ausnahme. Durch die guten Leistungen der Männermannschaft zog es zwangsläufig viele Kinder und Jugendliche Anfang der fünfziger Jahre zum Handball. Durch die Verpflichtung des hauptamtlichen Trainers Rudi Michalke waren für alle Mannschaften Strukturen vorgegeben, zielgerichtet zu trainieren. Gute Ergebnisse ließen nicht lange auf sich warten. So konnte die BSG Traktor Lommatzsch im o. g. Jahr zum ersten großen „Schlag“ ausholen. Und dies nicht nur auf Kreis- bzw. Bezirksebene. C-Jugend und A-Jugend wurden Bezirksmeister, die 1. Männermannschaft ebenfalls Bezirksmeister und in einem dramatischen Entscheidungsspiel in Freiberg gegen Wismut Aue Sieger und damit Aufsteiger zur DDR-Liga.
21. Oktober 1956: Dessau Paul-Greifzu-Stadion: Und als Sahnehäubchen obendrauf schaffte die B-Jugend über die Stationen Kreismeister und Bezirksmeister (jeweils verlustpunktfrei) die Pokalrunde auf DDR-Ebene. In der Runde der 16 Bezirksmeister wurde im KO-System zunächst Motor Fraureuth auf eigenem Platz aus dem Rennen geworfen, um dann auswärts gegen Stahl Krauschwitz knapp mit 12:10 zu gewinnen. Damit war die Endrunde der letzten vier Mannschaften zum Finalturnier in Dessau erreicht. Halbfinalgegner war Lok Erfurt. Die zweite Paarung hieß Lok Bad Doberan gegen Empor Nord Berlin. Unsere Jungs gewannen souverän mit 15:6, Bad Doberan schlug die Hauptstädter 13:10. Das Spiel um Platz drei gewann Erfurt gegen Berlin mit 11:9. Im Endspiel standen sich demnach Lommatzsch und Bad Doberan gegenüber. Der Spielverlauf stellte die Halbfinalergebnisse voll auf den Kopf. Er ist schnell geschildert, den Lommatzsch kam 40 Minuten lang überhaupt nicht in die Gänge und lag sechs Minuten vor Spielende mit 7:11 zurück. Sollte es das gewesen sein? Sollte es nicht!! In einer dramatischen Aufholjagd schafften die Jungs Sekunden vor dem Schlusspfiff durch Frank Walther den Ausgleich (11:11). Bad Doberan war am Boden zerstört! Lommatzsch konnte auf dem Hoch der letzten Minuten der regulären Spielzeit weiterspielen, was Rolf Pflister mit einem „Dreierpack“ eindrucksvoll demonstrierte und in der Verlängerung das 14:11 sicherte. Traktor Lommatzsch war FDJ-Pokalsieger, was gleichzeitig als DDR-Meisterschaft gewertet wurde.
Lommatzsch spielte mit: Rainer Frieske/TW, Herbert Gottfried, Klaus Wagner, Peter Paleit, Jochen Riemer, Conrad Dörfel, Peter Kusch, Frank Walther, Horst Hölzen, Uwe-Peter Körner, Wolfgang Wiesner, Rolf Pflister, Werner Heinrich.
Mannschaftsleiter Fritz Becker, Delegationsleiter Gerhard Meyer. Damit war Lommatzsch als aktueller Pokalsieger für das kommende Spieljahr automatisch qualifiziert. Doch wie sah es mit der Leistung aus? Die auf insgesamt fünf Positionen veränderte Mannschaft hatte im Laufe des Spieljahres 1957 nicht annähernd die Leistung gebracht, die eine Meldung für diesen Wettbewerb gerechtfertigt hätte. Kein Kreismeistertitel, kein Bezirksmeistertitel! Aber die sportliche Leitung glaubte an die Truppe, es kann eigentlich nur besser werden. Die Mannschaft wurde gemeldet, und sie konnte eine Leistung abrufen, die im Vorfeld ihr keiner zugetraut hätte. In der Vorrunde gewann Lommatzsch zu Hause gegen Fortschritt Werdau 13:5, die Zwischenrunde wurde mit einem 11:9 in Krauschwitz erfolgreich abgeschlossen – das Ziel Endrunde war somit erreicht, weiter wagte man nicht zu denken.
Im Halbfinale wurde uns Lok Gera zugelost. In einer ausgeglichenen Partie war es ein etwas glücklicher, aber nicht unverdienter 10:9 Erfolg. Erneut das Endspiel erreicht. War es zu fassen?? Im zweiten Halbfinale gewann der große Favorit Motor Polysius Dessau gegen Berlin-Lichtenberg mit 14:8. Gera holte sich Platz drei und Lommatzsch gegen Dessau standen im Endspiel. Es wurde ein torarmes Spiel, was von einer guten Deckungsarbeit beider Vertretungen geprägt wurde. Lommatzsch verschlief den Start und lag schnell mit 0:3 hinten. Dessau neigte, ob dieses guten Vorsprunges, etwas zur Überheblichkeit, was die körperlich kleineren Lommatzscher punktuell ausnutzen und mit vier Toren in Folge (Heinrich, Heller Gottfried 2) verdient in Führung gingen. Und dieser Eintorevorsprung wurde verbissen aber auch taktisch gut bis zum Schlusspfiff verteidigt. Endstand : 7:6. Sieg, erneuter Pokalsieg und DDR-Meister, im LKW nach Hause. Übrigens, die Endrunde fand in Forst statt. Auch wenn dieser Sensationssieg erst im kommenden Jahr sein sechszigjähriges Jubiläum erreicht hat, die Leistung ist es wert, bereits heute mit erwähnt zu werden.
Aufstellung: Hartmut Engler TW, Horst Hölzen TW, Werner Heinrich, Johannes Richter, Reiner Heller, Frank Walther, Heinz Raeder, Jürgen Klose, Herbert Gotfried, Wolfgang Wiesner, Conrad Dörfel, Klaus Wagner, Peter Paleit, Joachim Fröhlich. Mannschaftsbetreuer Horst Rennert, Karl Fröhlich.
Es gab noch weitere tolle Momente in der Großfeldära für unsere Handballabteilung, über die bei einem entsprechenden Zeitabschnitt etwas geschrieben werden kann, bevor die Abwicklung des Großfeldes nicht mehr aufzuhalten war. Die schmucke Kleinfeldanlage am Volkshaus mit Flutlichtanlage war mehr als nur Hallenersatz, bevor unsere schöne Sporthalle an der Oberschule am 21.05.1976 mit einem Eröffnungsspiel gegen den amtierender DDR-Meister SC Leipzig feierlich eingeweiht wurde. Es begann hier eine neue Zeitrechnung für den Lommatzscher Handball.
Horst Hölzen [zurück zur Startseite]