15.01.2021
Chronik des Handballsports in Lommatzsch 1923 bis 2023
(Fortsetzung von Ausgabe 12-2020 …)
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Das war nur in Lommatzsch möglich!
Bau einer großen Sporthalle mit Handballfeld 20 x 40 m (internationale Abmessung) und Platz für Zuschauer an den Längsseiten.
Am 1. September 1974 wurde der Schulneubau beendet und die neue Schule an der Domselwitzer Straße eingeweiht. Im Bauplan war festgeschrieben, dass mit Fertigstellung der Schule der Turnhallenbau beginnt. Geplant war eine Schulturnhalle mit der Bezeichnung KT 60 L. Dieser Turnhallentyp wurde auch im Volksmund als „Brotkapsel“ bezeichnet, da sie ein halbrundes Wellblechdach mit einem vorgebauten Sozialtrackt hatte. Die Innenfläche war 15 x 30 m. Sie hätte sicherlich für den reinen Schulbetrieb und auch für den Trainingsbetrieb der Betriebssportgemeinschaften gereicht und wäre eine Verbesserung gegenüber der kleinen Halle an der 1.POS gewesen, doch diese kleine Halle entsprach den Lommatzscher Handballfreunden nicht. Nun beginnt ein Kampf auf Biegen und Brechen.Die Stadt Lommatzsch war in der DDR von Bad Doberan bis Sonneberg bekannt durch ihren fruchtbaren Ackerboden, die drei Kirchtürme und ihre Handballer. Wir Handballer spielten mehrere Jahre in der DDR-Liga und 1959 und 1962 in der höchsten Spielklasse der DDR, der Oberliga. Wir spielten gegen alle Spitzenclubs wie ASK Vorwärts Berlin, Dynamo Berlin, SC Aufbau Magdeburg, SC Leipzig usw. Alle fragten sich, wie macht ihr das nur, Lommatzsch ist doch nur eine kleiner Ort. Alle Handballspieler,Trainer und Funktionäre, Freunde des Handballsports verstanden die Welt nicht mehr und stellten immer wieder die Frage, wenn neu gebaut wird, warum nicht so, dass eine Halle mit einem internationalen Handballfeld von 20 x4 0 m und einer kleinen Zuschauerfläche errichtet wird. Es war natürlich so, wenn in der DDR so ein Planbau festgelegt war, war es fast unmöglich, diesen „Bock“ umzustoßen. Dank der Initiatoren, die für den Bau einer großen Sporthalle eintraten und unermüdlich und aufopferungsvoll alle Steine aus dem Weg räumten, wurde in Lommatzsch der „Bock“ umgestoßen. Ein Problem war nun, ein Projekt zu finden, welches als Alternative angeboten werden konnte. Zur damaligen Zeit gab es in der DDR wenig Hallen, die für Lommatzsch in Frage gekommen wären. Das große Mango war, dass es an freitragenden Deckenträgern mit Maßen 30 x 50 m fehlte. Unsere Sportfreunde Gerhard Meyer und Peter Kusch waren mit dem BFA Handball zum 2-tägigen Erfahrungsaustausch in Luckenwalde, um mit dem BFA Potsdam zu beraten. Am 2. Tag wurde in Luckenwalde eine neu erbaute Sporthalle besichtigt. Unsere beiden Sportfreunde waren von diesem Bau sehr angetan und meinten, dass wäre doch etwas für Lommatzsch. Durch diese beiden Sportfreunde hatten Lothar Krauße (Baubeauftragter der Schule und Handballer) und Gerd Hölzen (Bauingenieur und Handballer), erfahren, dass in Luckenwalde, Bezirk Potsdam, eine solche Halle steht und eine zweite gebaut wird. Sofort machten sich Lothar Krauße und Gerd Hölzen auf den Weg nach Luckenwalde. Zwei Handballer gingen auf Reisen und legten damit den Grundstein zum großen Erfolg „Bau der großen Sporthalle“. An dieser Stelle muss eingefügt werden, dass die Baufirma Hans Dreißig (H:D, ehemaliger Mannschaftsleiter der Landesligamannschaft - er baute ab 1946 den Handball in Lommatzsch wieder mit auf) für den Schulneubau und natürlich Hallenbau verantwortlich war und Gerd Hölzen der zuständige Bauingenieur. Lothar Krauße war der Verantwortliche der Schule für den Hallenneubau und nahm an den montäglich stattfindenden Bauberatungen teil. Diese beiden Sportfreunde kehrten mit großer Begeisterung aus Luckenwalde zurück. Sie popularisierten den Hallenbau von Luckenwalde, ja das wäre der richtige für uns. Lothar und Gerd holten sich nun den Bauchef Hans Dreißig, die Lommatzscher Betriebsleiter Conrad Wolf Dämpferbau Lommatzsch, Gottfried Leder LPG „Helmut Just“ Striegnitz, Heinz Schumann KFZ Lommatzsch (BSG Leiter Traktor Lommatzsch), Eberhard Büttner Elbtal Lommatzsch (ehemaliger Handballer), Horts Schmidt Glastechnik Lommatzsch, Johannes Wüstner Landmaschinenbau Lommatzsch, den Bürgermeister Arthur Kunze und dessen Stellvertreter Paul Wiesner in ihr Boot, um gemeinsam ein Bollwerk aufzubauen, dass in Lommatzsch den Bau einer großen Sporthalle durchsetzte. Es mussten die Vertreter der Abteilung Volksbildung beim Rat des Kreises Meißen vom Bau einer großen Halle überzeugt werden.Diese Vorhaben waren natürlich nicht einfach.Aber das oben angeführte Gremium verkörperte eine Macht und Geschlossenheit, die wohl einmalig in unserer Stadtgeschichte war. Es wurden neue Baukonzeptionen erarbeitet, Diskussionen und Gespräche geführt, ein regelmäßiger Fahrbetrieb nach Luckenwalde entstand. Die Differenz von den geplanten 850 Tausend Mark für die kleine Halle zu 1,4 Millionen Mark für die große Halle musste von den Lommatzscher Betrieben aufgebracht werden, der Projektant der kleinen Halle musste überzeugt werden, dass in Lommatzsch anders gebaut wird. Die Firma Dreißig musste viele technische Angleichungen vornehmen. Diese Aufzählung ist nur ein Bruchteil der anstehenden Hürden. Wie schon erwähnt wurden Dank der fleißigen Initiatoren alle Steine aus dem Weg geräumt und Lommatzsch erhielt zur großen Freude der gesamten Bevölkerung von Stadt und Land die Baugenehmigung für eine große Sporthalle. Wenn ein Neubau, hier könnte man auch sagen wenn ein Versuchsbau gestartet wird, treten natürlich auch in der Bauphase viele Probleme auf. Zum Beispiel ging das schon los bei der Produktion der Schalen im Betonwerk Luckenwalde. Es waren keine Bilanzanteile vorhanden und die Schalenproduktion für die Lommatzscher Halle erfolgte in Feierabendarbeit. Der Dämpferbau Lommatzsch, unter Leitung von Herrn Conrad Wolf und seinem Schweißingenieur Herrn Eberhard Blochwitz fertigte für das Betonwerk Luckenwalde eine 80 m lange Portalkrananlage an. Schweißingenieur Herr Blochwitz und viele Sportkollegen fertigten diese Anlage in Feierabendarbeit. Im Laufe des Baugeschehens traten öfters Probleme auf, da war Schlossermeister Johannes Wüstner zur Stelle und Dank seines handwerklichen Könnens und seiner Geschicklichkeit , löste er zur Zufriedenheit alles. Die Freude und Begeisterung bei allen Handballbesessenen und der gesamten Bevölkerung einschließlich unserer Schulkinder war riesengroß als im Monat Mai 1976 die große Sporthalle mit 20 x 40 m Spielfläche übergeben wurde. Unsere 1. Männermannschaft trug am 15. Mai 1976 das Eröffnungsspiel gegen den aktuellen DDR Meister SC Leipzig aus. Am 4. Juli 1998, „75 Jahre Handball“ erfolgte die Namensgebung für unsere Halle. Sie erhielt den Namen unseres leider sehr früh verstorbenen Sportfreundes und Sportlehrers „Lothar Krauße Sporthalle“. Nach dem unsere Halle so in die Jahre gekommen war erfolgt 2008/2009 eine Renovierung. Das Ergebnis zeigt, es entstand eine niveauvolle und zweckmäßige Sporthalle. Unser Sportfreund Joachim Heuert, der während dieser Zeit im Rahmen der ABM-Arbeit tätig war und für den Handball arbeitete, nahm großen Einfluss zugunsten des Handballs bei der Gestaltung und des Umbaus. Heute ist es unsere Spiel- und Trainingsstätte mit Niveau. Am 7. August 2009 erfolgte die Übergabe mit einer Feierstunde. Anwesend waren unter anderem der damalige Kultusminister Prof. Dr. Wöller, die Landtagsabgeordnete Frau Strempel, die Bürgermeisterin Frau Dr. Maaß, der Schulleiter Herr Krämer und vom Handball Herr Horst Hölzen und Herr Jochen Heuert. Die diesen Hallenbau erst möglich gemacht haben waren zu unserer großen Freude gekommen: Herr Conrad Wolf, Herr Gottfried Leder, Herr Johannes Wüstner, Herr Heinz Schumann, Herr Eberhard Büttner und Herr Gerd Hölzen. Ohne sie, Lothar Krauße, Arthur Kunze, Paul Wiesner, Horst Schmidt, Hans Dreißig und Eberhard Blochwitz wäre der Hallenbau nie gelungen! Allen ein Dank. Diese Sportfreunde sollten unvergessen bleiben. Peter Kusch, Horts Hölzen, Jochen Heuert und Ulrich Kühne Festliche Einweihung der neuen Lommatzscher Sporthalle am 22. Mai 1976. Hoher Besuch vom Bezirksfachausschuß Handball Dresden: Rudi Lorenz (BFA-Vorsitzende) und Rudi Schöben (Vorsitzender Nachwuchsleistungssport im BFA) und Gerhard Meyer (Vorsitzender der Spielkommission der BFA). Ausgezeichnet wurden :Gerd Hölzen, Hans DreiBig, Lothar Krauße, Peter Kusch fu?r ihren bei Beispielhaften Ejnsatz, dass diese große Halle u?berhaupt in Lommatzsch gebaut werden konnte. Ein Dankeschön auch an Heinz Schumann, der im Hintergrund auf der politischen Ebene gute Arbeit geleistet hat. Das erste Spiel auf dem neuen Parkett bestritten eine Mannschaft der fu?r den Bau Verantwortlichen unter Kapitän Gerd Hölzen gegen eine Lehrerauswahl mit Kapitän Lothar Krauße. Traktor Lommatzsch hatte sich den amtierenden DDR-Meister SC Leipzig zum Einweihungsspiel eingeladen! Bildunterschriften:
Die Lommatzscher Aufstellung: Werner Schulz (Kapitän), Frank Lehmann, Horst Hölzen, Ulrich Kühne, Hellried Arnold, Timo Eschner, Klaus Gotscharek, Dieter Mehret, Volker Thuns, Gerd Büttner, Peter Schulz, Karl-Heinz Hase, Axel Einsiedel

Lothar Krauße (links) und Gerd Hölzen (rechts) werden vom Deutschen Handballverband durch den Vorsitzenden des BFA Rudi Lorenz ausgezeichnet

Durch Rudi Lorenz u. ganz links stehend, Rudi Schöbel werden v.r.n.l. Gerhard Meyer, Peter Kusch, Hans Dreißig, Gerd Hölzen und etwas verdeckt Lothar Krauße, ausgezeichnet

Die Leipziger Aufstellung: Siegrfried Voigt im Tor, Lothar Döring (Nationalspieler), Axel Köhlert (Nationalspieler), Peter Rost (Nationalspieler u. Kapitän), Dieter Lenz, Burghard Meier, Dieter Niemann, Rüdiger Schmeißer, Gerd Stefanowsky, Uwe Stemmler, Matthias Wolf, Arnd Bödemann

Rudi Lorenz zeichnet die 1. Männermannschaft von Traktor Lommatzsch aus. Auf dem Foto der Kapitän der Traktor Mannschaft Werner Schulz, der Torwart Frank Lehmmann, die Spieler Horst Hölzen und Ulrich Kühne.
(Fortsetzung in Ausgabe 2, Februar 2021) [zurück zur Übersicht]