17.10.2020
Chronik des Handballsports in Lommatzsch
1923 bis 2023 – Teil 2
LN-Fotostrecke Bild 1 von 0
Heinz Schumann gründete im Oktober1947 mit weiteren Sportfreunden bei Hans Dreißig in der Küche diese Sportgemeinschaft und war vom Tag an Leiter der SG /BSG bis zum Jahr 1988. Karl Fröhlich, Gerhard Meyer und Hans Dreißig bauten mit den aus dem Krieg zurückgekehrten Sportfreunden eine 1. Männermannschaft auf. Die abgemagerten Spieler, kamen teilweise aus der Gefangenschaft, erhielten 1 x wöchentlich in der Gaststätte „Stadt Magdeburg„ eine kostenlose Mahlzeit. Bezahlt wurden diese Essen unter anderem von Herrn Dr. Horst Sonntag, (Chef des Lommatzscher Krankenhauses), Herrn Erich Harz, (Bauer aus Krauswitz), Hans Dreißg, (Baugeschäft und Gärtnerei in Lommatzsch),Gerhard Meyer, (Sattlermeister), Herrn Große (Besitzer der Gaststätte). Gerhard Meyer führte von 1949 die Sektion als Vorsitzender. Akribisch zeichnete er jedes Spieljahr mit allen Spielen, Namen, Ergebnissen,und Tabellen sowie einer Jahresbilanz auf. Diese vorbildliche Arbeit dient unserer Chronik sehr. Seine langjährige Tätigkeit und sein Engagement für den Handballsport sind mit Grundlage des Erfolges des Handballsports in unserer Stadt. Durch fleißiges Training wurde 1950 der Aufstieg in die Landesliga geschafft. Es war damals die höchste Spielklasse, die es in der DDR gab. 1950 entstanden die ersten Betriebssportgemeinschaften und damit auch unsere BSG mit dem Namen „Traktor“. Traktor bedeutete, dass die Trägerbetriebe, die diese BSG unterstützen sollten, aus dem Bereich der Landwirtschaft kamen. Heinz Schumann wurde BSG Leiter und Gerhard Meyer Sektionsleiter Handball. Diese Funktionen waren ehrenamtlich. Nach Auflösung der Länder im Jahr 1951 wurde die DDR in Bezirke eingeteilt. Wir wurden zum Bezirk Dresden. Durch diese Neueinteilung erfuhr auch der Handball eine Neureglung der Spielklassen. Bereits 1951 begann Karl Fröhlich mit der Kinder- und Jugendarbeit. In den „Großfeldjahren“ hatten wir ständig C, B und A- Jugendmannschaften, die Kreis-,Bezirks- und DDR Meistertitel errangen. Trotz der widrigen äußerlichen Umstände für eine sportliche Betätigung war von 1946 eine Frauenmannschaft und ab 1951 eine weibliche Jugendmannschaft aktiv und trugen dazu bei, dass auch die Frauen am guten Ruf in Sachen Handball mitwirkten. Am 19.6.55, so schrieb Gerhard Meyer: „Frauen und weibliche Jugend sind zerfallen“; weiter schrieb er: „die im Frühjahr gegründeten Kinderabteilungen fanden großen Zuspruch. Die Knaben des 7. und 8. Schuljahres zeigten bereits kräftige Leistungen. Zu Ostern konnten sie im Wanderpokalturnier in Lommatzsch gewinnen. Sie bilden jetzt eine sehr starke B-Jugend mit der stark zu rechnen sein wird.“ 1952/53 wurde die 1. Männermannschaft Bezirksmeister. Bei den SV Meisterschaften „Traktor“ konnte im selben Jahr die Hallenmeisterschaft und die Feldhandballmeisterschaft errungen werden. 1955 erfolgte die Antragstellung beim DTSB und Sportverband „Traktor“ für eine Planstelle eines hauptamtlichen Trainers.Es erfolgte eine Zusage und der erste hauptamtliche Handballtrainer, Rudi Michalke, wurde in Lommatzsch ab 1.9. 1955 eingestellt. Gerhard Meyer schrieb am Ende des Jahres 1955. „ die Arbeit unseres neuen Trainers, Sportfreund Michalke, zeigt schon Erfolge in der Technik unsrer Spieler.“ Im Jahr 1956 machte sich die gute Trainerarbeit von Rudi Michalke besonders bemerkbar, denn ab hier begann ein „Höhenflug“ des Lommatzscher Handballsports, der über Jahrzehnte lang anhielt. Die 1. Männermannschaft wurde 1956 Bezirksmeister und schaffte den Aufstieg in die zweithöchste Spielklasse der DDR, in die DDR-Liga. Die B-Jugendmannschaft wurde beste Mannschaft der DDR, DDR-Meister und FDJ- Pokalsieger. Dieser großartige Erfolg konnte 1957 durch die B-Jugendmannschaft wiederholt werden. Die 1. Männermannschaft wurde 1957 Staffelsieger der DDR-Liga und nahm an den Aufstiegsspielen zur Oberliga teil. Leider wurden alle drei Aufstiegsspiele gegen (DHfK Leipzig, Chemie Piesteritz, Dynamo Halle) verloren. Bemerkenswert die Zuschauerzahlen der zahlenden Zuschauer, die bei allen Spielen zwischen 1100 und 1200 lagen. Bereits 1958 wurde erneut der Staffelsieg in der DDR-Liga geschafft und anschließend der Aufstieg in die höchste Spielklasse der DDR, die DDR-Oberliga. Im gleichen Jahr wurde die A-Jugend Bezirksmeister und nahm an den Spielen zur DDR- Meisterschaft teil. Der Höhenflug hielt an, Lommatzsch wurde in der DDR sehr bekannt und zum Handballwunder erklärt. „Kleiner Ort, mit großen Handballspielern aller Altersklassen!“. Auch in Lommatzsch drehte sich das „Trainerkarussell“ So musste Rudi Michalke (1955-1957) Lommatzsch wieder verlassen. Sein Nachfolger war Helmut Lehmann, (1958-1959) der ebenfalls nach sehr kurzer Zeit Lommatzsch wieder verlassen musste. Von 1957-1958 überbrückte kurzzeitig „Agi“ Fischer aus Dresden, 1 x wöchentlich das Training der 1. Männermannschaft. Ohne hauptamtlichen Trainer ging es nicht, denn es musste auch die Planstelle wieder besetzt werden, damit diese nicht gestrichen wird. Nach Besprechung mit Sektionsleitung und 1. Männermannschaft wurde beschlossen, es wird Rudi Michalke zurückgeholt. Seine Trainerarbeit war doch gut und wir hofften, dass er seine Schwächen abgestellt hat. Manfred Schilling erhielt den Auftrag, Rudi Michalke am Bahnhof in Lommatzsch abzuholen und in Empfang zu nehmen. Gerhard Meyer, unser Sektionsleiter, lehnte den Empfangsauftrag ab! Michalke blieb wieder nur bis 1960 und musste erneut Lommatzsch den Rücken kehren. Lothar Krauße begann 1960 als Kreissportlehrer in Meißen und übernahm die Trainerstelle für alle Mannschaften (Kinder bis 1.Männer) in Lommatzsch. Im Jahr 1961 wurde der erneute Aufstieg in die Oberliga der DDR geschafft. Die Saison 1962 lief nicht gut und wir stiegen erneut in die DDR-Liga ab. Lommatzsch entwickelte sich zur „Fahrstuhlmannschaft“. Für die DDR-Liga zu stark, für die Oberliga zu schwach. Dafür gab es natürlich auch Gründe. Wir hatten für die Oberliga keine Voraussetzungen. 2 x Training pro Woche nach Feierabend, dünne Spielerdecke, Einstellungsfrage der älteren Spieler, laufender Trainerwechsel, Fahrten mit LKW zum Auswärtsspiel, Trainingsinhalte, nicht alle Spieler können regelmäßig (Arbeit auswärts, Studium auswärts) zum Training kommen. Wir waren die erste Oberligamannschaft des Bezirkes Dresden. Wir erhielten aber keine Unterstützung durch den Staat und den Bezirkssportbund! In Berlin, Leipzig oder Magdeburg erhielten diese Mannschaften volle Unterstützung vom Staat und Bezirk, nur Dresden schlief. Wäre unser Namen „Lok Dresden gewesen, dann wäre es sicherlich anders gelaufen. Leider waren wir nur das kleine Lommatzsch, aber mit großen Handballspielern und einem Ort mit begeistertem Handballpublikum. Positiv für das kleine Lommatzsch waren die hohen Zuschauerzahlen zu Heimspielen, die zwischen 500 und 2000 lagen. Diese Faktoren haben Gültigkeit für die Oberligajahre 1959 und 1962. Nach Abschluss der Oberligasaison stiegen wir wieder in die DDR-Liga ab und spielten 1963 und 1964 in dieser zweithöchsten Spielklasse. Mit Saisonende 64 folgte der Abstieg aus der DDR-Liga in die Bezirksliga Dresden. In all den Jahren des Großfeldhandballspiels hatten wir auch 2. und sogar 3. Männermannschaften. Die 2. spielte in der Bezirksklasse Dresden, die 3. in der Spielunion Meißen-Riesa-Großenhain. Auch im Nachwuchsbereich waren neben den ersten auch 2. und 3. Mannschaften im Spielbetrieb. Die guten Spieler wanderten kontinuierlich in die 1. Männermannschaft. Beispiele sind, um nur einige zu nennen, Kurt Starke und Eberhard Schwärig. Sie kamen aus der Jugend direkt in die Landesligamannschaft. Peter Kusch kam mit kaum 18 Jahren aus der A-Jugend direkt in die Oberligamannschaft und hatte sein erstes Spiel am 24.5.1959 in Leipzig gegen Dynamo Leipzig. Wir wollen hiermit zum Ausdruck bringen, dass in unserer Sektion eine zielgerichtete Nachwuchsarbeit geleistet wurde und damit die großartigen Erfolge nicht ausblieben. In unserer Sektion gab bis zu diesem Zeitpunkt keinen Mangel an Mannschaftsbetreuern oder Schiedsrichtern. Ältere Spieler oder nicht mehr aktive Spieler betreuten unsere Mannschaften. Sportfreunde wie Horst Rennert, Franz Engler, Werner Gottschalk, Fritz Becker, Hans Schreibelmeyer, Rolf Heinert oder Helmut Elschner stellten sich zur Verfügung, um nur einige der vielen Helfer zu erwähnen. Allen sei ein großer Dank ausgesprochen. Unsere beiden „Stammschiedsrichter“ Werner Schwärig und Fritz Burkhardt waren vom Handballplatz nicht wegzudenken. Das Schiedsrichtergespann, Gerd Hölzen und Manfred Schilling.setzte diese Tradition fort und war auf dem Handballparkett unsere Männer in „schwarz“. Ab 1962 begann auch ein historischer Augenblick für den Weiteraufbau des Frauenhandballsports in unserer Sektion. Werner Kleindienst kam von Mochau und begann in Lommatzsch eine Mädchenhandballmannschaft aufzubauen. Die Mädchen der Klasse 5 bildeten den Grundstein dafür. Namen wie Elke Kleindienst, Bärbel Richter, Angelika Hüfner ,Jngrid Kallee oder Bärbel Höhme bildeten unter anderem den Grundstein für eine erfolgreiche Entwicklung des Frauenhandballs in Lommatzsch. Einen besonderen Aufschwung nahm der weibliche Sektor durch die Tätigkeit von Übungsleiter Werner Kleindienst.

Die erste Handballmannschaft nach dem 2. Weltkrieg im Jahr 1946 (1. Bild von links) Auf dem Spielerhemd ist das Emblem der FDJ (Freie Deutsche Jugend ) zu sehen. Die FDJ wurde auch im Jahr 1946 gegründet. Diese Mannschaft bildete den Grundstein für die Handballgeschichte von 1946 an. Diesen Sportfreunden haben wir es zu verdanken, das der Handballsport in unserer Stadt so eine erfolgreiche Entwicklung nahm. Wie wir alle wissen, war Lommatzsch durch seine erfolgreichen Handballspieler in der gesamten DDR bekannt Allen oben erwähnten Sportfreunden sei an dieser Stelle unserer Chronik herzlichst gedankt, wir werden sie nie vergessen.
TRAKTOR Lommatzsch wurde in einem dramatischen Endspiel im Großfeldhandball gegen Motor Großenhain auf dem Platz der Blauen Schwerter in Meißen 1953 Bezirksmeister. (2. Bild von links): v. l. stehend: Gerhard Meyer (Sektionsleiter), Eberhard Bu?ttner, Rudi Mehret, Lothar Krauße, Kurt Starke, Willy Knobloch, Hans Dreißig (Mannschaftsleiter), v. l. knieend: Rudi Werner, Wilhelm Gültner, Hans-Joachim, Lüdecke, Herbert Klug, Eberhard Schwärig, Horst Rennert, liegend: die beiden Torhüter Rudi Tuczek und Walter Härtner,

1950: die Mannschaft, welche Lommatzsch in der Landesliga Sachsen repräsentierte (3. Bild von links:) Hintere Reihe von links: Hans Georg Harbach, Lothar Krauße, Rudi Mehnert, Helmut Elschner, Willi Knobloch 10 h, Betreuer Hans Dreißig Mittlere Reihe von links: Hans Joachim Lüdecke, KarI Fröhlich, Horst Rennert. Untere Reihe von links:Willhelm Gültner, Erhard Nitzsche, Rudi Wemer.

SG Lommatzsch 1947 (Rechtes Bild)
Das Bild zeigt die Frauenmannschaft, welche im Spieljahr 1947 auf dem Großfeld spielte und in dieser Aufstellung gegen Pirna mit 2:1 gewann. Diesen Sieg erzielten: Margarete Kremser, Lotti Hesse, Marga Schlopsnies (geb. Schanze), Johanna Sommer (geb. Richter), Walburga Penschuk (geb. Elschner), Helga Klug (geb. Langer), Hilde Klose, Inge Noack (geb. Thomas), Helga Schwarzenberger (geb. Becker), Dorle Schilling (geb. Fröhlich) und Marianne Donath. Unter Werner Kleindienst wurden Bezirksmeister, DDR-Meister und 1979 die Spielklasse DDR-Liga Frauen erreicht. Aus seinen Mannschaften kamen Bezirksauswahlkader und Delegierungen zur Kinder- und Jugendsportschule beim TSC Berlin. Seine Tätigkeit als Übungsleiter findet besondere Anerkennung und Dank. Mit dem Abstieg der Männermannschaft aus der DDR-Liga 1964 wird es etwas ruhiger um den männlichen Sektor des Lommatzscher Handballsports. Die Tendenz ging immer mehr in Richtung Hallenhandball. Da wir zur damaligen Zeit keine eigene Halle hatten, wurde für Trainingszwecke und Trainingsspiele das Kleinfeld genutzt. Da es vielen Sektionen so erging, führte man Punktspielrunden auf Bezirksebene im Kleinfeldhandball ein.Wir Lommatzscher spielten dabei keine schlechte Rolle und belegten im Bezirksmaßstab ständig vordere Plätze. Wir hatten wohl eine der schönsten und zweckmäßigsten Kleinfeldanlage, die bereits mit Beleuchtung ausgestattet war. Dem neuen Trend Hallenhandball zu spielen und auch dort im Oberhaus mitzuwirken, war sehr schwer. Die Sportclubs und Leistungszentren beherrschten das Geschehen.
(Fortsetzung in Ausgabe 11 …) [zurück zur Startseite]