12.06.2020
Fußball: Damals war`s (6)
Trainer-Legenden in Lommatzsch
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„Ein Spiel dauert neunzig Minuten“ oder „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“, solche Aussagen machen Trainer berühmt, bekannt, ja vielleicht sogar „unsterblich“. Diese Kommentare von Sepp Herberger, Weltmeister-Trainer von 1954, sind bestimmt den „Älteren“ noch ein Begriff. Doch was machte die Trainer, früher ja Übungsleiter genannt, in Lommatzsch so „unsterblich“? Viele Namen tauchen da auf, viele sind uns heute noch ein Begriff, viele sind vielleicht schon vergessen, viele leben ja auch schon nicht mehr. Trotzdem, jeder gab „seiner“ Mannschaft irgendwie ein Gesicht. Unabhängig in welcher Klasse er spielte, gewinnen wollten sie alle!
Mir fehlen leider bis in die Sechziger die Unterlagen, die Dokumente um dies lückenlos zu belegen. Aber auch danach gab es „Typen“ die den Fußballsport prägten, ihn entwickelten, manchmal sogar „am Leben“ erhielten hier in Lommatzsch. Und jeder war so eine „Type“ die man im Nachhinein nicht missen möchte.
Wenn ich hier Namen aufzähle, so wird diese Liste nicht vollständig sein. Auch können die Jahre doch voneinander abweichen. Es soll auch keine Aneinanderreihung sein. Wir wollen uns an Namen und Gesichter erinnern, die im Lommatzscher Fußball ihre Spuren hinterlassen haben. Wo da anfangen?
Leider liegen aus den Vorkriegsjahren keine oder wenig Erkenntnisse vor. Nach 1945 prägten Namen wie Willi Walter, Willi Wegert, Carl von Sternfeld, Herbert Heinze, später Peter Lang und Peter Berthold das Gesicht der Lommatzscher Fußballer. Sie waren mit die ersten, die den Sport nach den schrecklichen Kriegsjahren wieder in Gang brachten.
In den Fünfzigern wurde dann die BSG Motor Lommatzsch gegründet. Viele Unterlagen über diese Zeit liegen nicht vor, sodass hier keine genauen Angaben gemacht werden können. Die sechziger sollen die bis dahin erfolgreichsten Jahre der BSG werden. Aufbauend auf einer sehr guten Nachwuchsarbeit entwickelte sich die BSG zu einer führenden Sportgemeinschaft im Kreis Meißen. Dort gab ja immer noch die BSG Aufbau Meißen, später TSG Meißen „den Ton an“. Im Nachbarkreis machten die Teams von Stahl, Aufbau, Lok und Traktor Riesa von sich reden. Mitte der „Sechziger“ war der Nachwuchs der Lommatzscher „oben“ angekommen. Stand er bis dahin immer noch ein wenig im Schatten der Handballer in Lommatzsch, so machte er jetzt von sich reden. Die Mannschaften der Trainer Rudi Kutzsche und Rudi Dettmann spielten sich im Bezirk ganz nach vorn. Legendäre Namen wie Bernd Beier, Gernot Enold, Bernd Thiele und, und und… prägten das Gesicht der Mannschaft. Auch die Männermannschaft unter Hans Rennert und vor allem Walter Pöhnitzsch wurden echte Spitzenteams. Sie stiegen damals in die „hochgehandelte“ Bezirksklasse auf und spielten dort über Jahre eine prägende Rolle. Legendär damals die noch zu absolvierenden Aufstiegsspiele. Eines sollte mir besonders in Erinnerung bleiben, der Heimsieg gegen Heidenau mit einem sensationellen 6:1 Sieg! Wer erinnert sich nicht noch an den von Werner („Werni“) Jentsch direkt verwandelten Eckstoß- sowas vergisst man nicht!
Einer der folgenden Trainer, damals „Übungsleiter“ genannt, war Volkmar Barth. Er spielte auch im Jahre 1972 bis 1973 in der Bezirksklasse. Die Mannschaft belegte nach Abschluß einen 13. Platz, der den Klassenerhalt sicherte. Unrühmlicher Punkt in dieser Serie das Spiel im Oktober 1972 gegen Stahl Riesa 3. Dort kam es zu Tätlichkeiten zwischen Dietmar („Strümpus“) Strümper und dem Riesaer Schollbach. Der Lommatzscher wurde bis Ende des Jahres gesperrt, Schollbach wurde freigesprochen, dass gabs damals schon!
Dieter Hennig war dann einer der Nachfolger. Der Bäckermeister war schon lange als Übungsleiter tätig. Er hatte vorher schon den LCC gegründet und war auch später noch „Gründungsvater“ der Sektion Tischtennis, also ein wahrer „ Multi-Player“ würde man neudeutsch sagen! Mit seiner positiven Unruhe und seinem Tatdrang brachte er alle „auf Trapp“. Mit seinen Nachwuchsmannschaften spielte er stets höherklassig, errang zahlreiche Erfolge und bildete vor allem gute Fußballer aus. Eine Begebenheit lässt mir noch jetzt die „Gänsehaut“ über den Rücken laufen. Was war passiert? In der Saison 1980/81 gab in der Kreisklasse an der Spitze einen Zweikampf zwischen Motor Lommatzsch und der TSG Meißen 2. Die Meißner feierten sich schon als Meister und damit Aufsteiger. Nicht mit Hennig! Im Spiel in Leuben hatte die TSG 2. Einen Spieler eingesetzt der im Pokal „Gelb“ gesehen hatte, war also gesperrt! Die Punkte wurden nach langen Verhandlungen den Meißnern aberkannt, Lommatzsch wurde Meister und stieg zum vorerst letzten Male in die Bezirksklasse, jetzt Landesklasse auf. Hennig hatte sich mit seinen Schreiben bis an die Fußball-Oberen der DDR gewandt und bekam nach langem Kampf recht. 1984 beendete Dieter seine Tätigkeit als Trainer, er hatte viel erreicht!
Nach Dieter Hennig übernahm ich selbst das Traineramt für kurze Zeit und beendete es auf eigenen Wunsch wenig später wegen Erfolglosigkeit!
Lothar Elschner ist ein weiterer Fixpunkt in der Liste der Lommatzscher Trainer und Übungsleiter der Männermannschaften. Nach den weniger erfolgreichen Jahren führte er gemeinsam mit Uwe Cieslack die Männer an die Spitze zurück. Er bereitete den Grund für die folgenden erfolgreichen Jahre im Lommatzscher Männerfußball. Nach dem Gewinn der Meisterschaft und der Qualifikation für den Bezirk Dresden folgten ihm weitere erfolgreiche, und auch weniger erfolgreiche Trainerkollegen. Die erste Männermannschaft bewegte sich hier zwischen „Genie und Wahnsinn“ hin und her, oder besser rauf und runter“.
Dazu später mehr.
Peter Rennert

PS: Dies soll nur ein Abriss sein. Wir wollen im Nächsten uns mal mit den Nachwuchsübungsleitern befassen. Auch liegen mir nicht lückenlose Unterlagen vor. Wer helfen kann, ich nehme gern eure Hinweise entgegen. [zurück zur Übersicht]