21.12.2019
„Alle Jahre wieder“ –
Gedanken zum Weihnachtsfest
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Alle Jahre wieder kommt das Christuskind
auf die Erde nieder, wo wir Menschen sind;
Kehrt mit seinem Segen ein in jedes Haus,
geht auf allen Wegen mit uns ein und aus;
Ist auch mir zur Seite still und unerkannt,
dass es treu mich leite an der lieben Hand.

Wilhelm Hey; 1837

Liebe Leserinnen- und Leser,
wenn ich an Weihnachten denke, freue ich mich auf die verschiedenen Gottesdienste und Christvespern in Lommatzsch, Neckanitz und Umgebung.
Ich freue mich auf bekannte Lieder und Texte, auf die Krippenspiele und die geschmückten Kirchen.
Ich freue mich über die Menschen, die sich hier an vielen Stellen einbringen und engagieren. Kinder, Jugendliche und Erwachsene.
Und ich freue mich auch über diejenigen, die zumindest einmal im Jahr in unsere Kirchen kommen.
Sie sind gern gesehen in der Kirche – nicht nur an diesem Tag. Vieles der umfangreichen Vorbereitung ist wie bereits im vergangenen Jahr und die Jahre zuvor.
„Alle Jahre wieder…“ so nimmt ein Weihnachtslied von Wilhelm Hey diese Stimmung auf.
Dabei schreibt er diesen Text 1837 in einer Zeit der Krise und des Umbruchs.
Und dennoch – ja gerade deshalb – so möchte Wilhelm Hey es mit seinem Liedtext vermitteln, dennoch kommt Jesus Christus, das Kind in der Krippe zu jedem von uns Menschen in unsere Lebensverhältnisse in unser Haus und Herz.
Auch wenn der Text dieses Liedes aus dem Jahr 1837 stammt, nimmt er meinem Empfinden nach, vieles unserer derzeitigen Zeit auf.
An vielen Stellen erleben wir eine Zeit des Umbruchs und der Krise.
Der Ton ist rauer geworden in unserem Land. Ausgrenzung und Abgrenzung erscheinen wichtiger zu sein, als der Blick auf das Miteinander und die Verantwortung für Einander.
Die Sehnsucht nach Regeln, Ordnungen und Gesetzen ist sehr hoch; oft aber nur, um den Anderen in Schranken zu weisen. Soziale Verantwortung wünschen sich viele für sich selbst, sprechen sie oft aber anderen ab.
Verantwortungsträgern wird oft Unfähigkeit, Unwilligkeit oder noch Schlimmeres unterstellt.
Sie werden Zielscheibe von Worten, persönlichen Angriffen, Todesandrohungen, sogar Attentaten.
So geht Stück für Stück, mehr und mehr das gute Klima in unserem Lande verloren.
Es wird gefühlt kälter in unserem Land. Auch in der Kirche. Auch in unserer Stadt.
Und seien wir einmal ehrlich.
Viele – auch wir selbst – haben daran unseren Anteil.
Wahlergebnisse sind dabei ein Spiegel dieser Grundstimmung.
Der Gegenpol ist das Weihnachtsfest.
Mit dem Christuskind in der Krippe werden alle Hoffnungen und Sehnsüchte der Menschen auf Frieden und Miteinander erfüllt. Stichworte wie Dankbarkeit, Rücksichtnahme und Nächstenliebe, diese Worte für das Miteinander in Familie und Partnerschaft, zwischen Jung und Alt, im Ort und am Arbeitsplatz, in der Gesellschaft, in unserem Land und der Welt werden wieder neu bedacht.
Mit dem Blick auf das Kind in der Krippe werden diese Werte erneut gestärkt. Mit diesen positiven Werten im Kopf und vor allem im Herzen lässt sich gut Weihnachten feiern und positiv in das neue Jahr 2020 starten.
Aber mit diesem Kind – dem Christkind – verbindet sich noch mehr.
Es ist die Hoffnung auf die Versöhnung der Menschen mit Gott.
Dabei will Gott uns Menschen nicht ein ferner Gott in einem fernen Himmel über den Wolken sein. Nein, er möchte jedem von uns ganz nahe stehen. Dabei kommt er nicht von oben mit Macht, sondern als kleines Kind in ärmlichen Verhältnissen.
So ärmlich, dass es direkt in unsere Herzen einziehen möchte. Denn, ehrlich gesagt, mit dem Herzen sehen wir Menschen richtig, nicht mit dem Verstand. Deshalb will dieses niedliche kleine Christuskind mich in meinem Herzen ansprechen und mich so für Gott und meine Mitmenschen öffnen.

Ich wünsche Ihnen, liebe Leserinnen und Leser,
dass Sie mit dem Herzen auf das Kind in der Krippe schauen können.
Ich wünsche Ihnen, dass es Friede werde in Ihrem Herzen und in Ihrem Umfeld.
Ich wünsche Ihnen, auch im Namen der Mitarbeiter und des Kirchenvorstandes der Ev.- Luth. Kirchgemeinde Lommatzsch-Neckanitz, ein fröhliches und besinnliches Weihnachtsfest sowie Gottes Schutz und Segen für das neue Jahr 2020.

Ihr Pfarrer Dietmar Saft [zurück zur Startseite]