07.07.2019
Eine 100-jährige Industriegeschichte – Erinnerungen
… die neue Zeit hat sich anders entschieden
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Im Juli 1919 wurde die Firma Gotthardt & Kühne in Lommatzsch gegründet; damals noch auf einem Hinterhof, am Meißner Platz. Aus kleinen Anfängen heraus entwickelte sich der kleine Betrieb, welcher anfänglich nur Kartoffeldämpfanlagen und landwirtschaftliche Geräte herstellte, zu einem bedeutenden Unternehmen in unserer Stadt Lommatzsch.
An der Bahnhofstraße entstanden zwei Produktionshallen mit Bürogebäude, das auch als Wohnhaus der Familie Kühne diente. In all den Jahren gab es Höhen und Tiefen in der Firma. Schräg gegenüber war „Moritz Buschmann“, der ebenfalls Dämpfanlagen herstellte – heute sagen wir, er war Konkurrent.
Es kam der 2. Weltkrieg. Der Betrieb mußte weiterlaufen. Viele Mitarbeiter waren Soldaten. Um fehlende Arbeitskräfte abzudecken, wurden die sogenannten „Fremdarbeiter“ eingesetzt. 1945 kam das Ende von Hitlerdeutschland und oft die Abrechnung für das zugefügte Leid an den Fremdarbeitern – Polen und Russen. Familie Kühne hatte die Leute im Rahmen der Möglichkeiten gut behandelt und konnte so den Betrieb nach 1945 weiterführen. Moritz Buschmann wurde enteignet, andere in Lommatzsch ebenso.
In den weiteren Jahren entwickelte sich die Firma G & K zu einem bedeutenden Betrieb für landwirtschaftliche Erzeugnisse. Auf der Landwirtschaftsausstellung in Markkleeberg waren die Erzeugnisse dicht umlagert von den Bauern. Der Betrieb war damals ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in der ehemaligen DDR, auch im Export.
Um einiges aufzuzählen: Neben stationären Dämpfanlagen, die kontinuierliche Dämpfmaschine, Grünerbsendreschmaschinen, Trocknungsanlagen für Agfa Wolfen, Tannenzapfentrockner, Schilftrockner für Rumänien. Das letztere war eine riesige Anlage, in der Halle „Böhme“ montiert; es war kaum der nötige Platz vorhanden. Nach Fertigstellung demontiert, in Kisten verpackt, zum betriebseigenen Portalkran gefahren – von hier aus ging die Reise per Bahn in die Welt hinaus. Wie wäre denn heute der Transport verlaufen?
Man könnte da noch viel erzählen. Es gab Zeiten, da waren 300 Beschäftigte in der Firma. Es war übrigens der größte Privatbetrieb in der DDR, bis zur teilweisen Verstaatlichung. Heute ist von dem Betrieb nur noch eine Ruine übrig geblieben.


Von den ehemaligen Mitarbeitern von damals, haben sich 80 Personen zusammengefunden. Der älteste, ein Dreher, ist heute 91 Jahre alt. Es ist bereits das 5. Treffen ehemaliger Kollegen.
Hauptsächlich organisiert und ermöglicht durch Herrn Frank Kühne vom Sondermaschinenbau. Er war Lehrling bei G & K. Dort erlernte er sein Grundwissen für sein späteres Leben und den damit verbundenen Erfolg.
Wie bei vorangegangenen Mitarbeitertreffen, gab es eine Fotoausstellung, gesammelt und erstellt von Gerd Neumann, Modelle von Kühneerzeugnissen, hergestellt von Fritz Stephan, gute Speisen und Getränke vom Gutshof Lossen. Außerdem, das Richtige für ehemalige Metallarbeiter – Feuerschweißung aus altem Material – vorgeführt als ländliches Brauchtum vom Schleinitzer Schmied.
Zur Unterhaltung spielten die Jahnataler Blasmusikanten und Herr Prager auf seinem Schifferklavier.
Im Namen aller, einen herzlichen Dank all denen, die hier mitgewirkt haben. Auch danke für das Gruppenfoto von Herrn Schlechte. Eine schöne Erinnerung an diesen Tag.
Rainer Hannß [zurück zur Startseite]